Gespräch mit Sibel Kekilli
(Sarah Brandt)
Was für ein Charakter ist Sarah Brandt?
Sie ist jung, ehrgeizig und sie ist die Computerexpertin in dem Team, die auch kein Problem damit hat, sich mal irgendwo einzuhacken. Sie ist eine junge Kommissarin, die bei Borowski und anderen versucht, Eindruck zu schinden. Sie ist überaus wach und ungeduldig. Sie sieht es nicht ein, auf einen Beschluss der Staatsanwaltschaft zu warten, wenn es auch einen schnelleren, direkteren Weg gibt, um ans Ziel zu kommen. Das hat zu Beginn zu Reibungen zwischen Borowski und Sarah Brandt geführt. Schladitz hingegen hat von Anfang an kein Problem damit gehabt, dass Sarah Brandts unkonventionelle Art die Polizeiarbeit vorwärts bringt. Bei Borowski hat das etwas gedauert. "Offiziell" hat alles natürlich seine Richtigkeit. Ansonsten aber sind wir dabei, Sarah Brandt weiterzuentwickeln, ihr mehr Konturen zu geben, ihr mehr zuzutrauen – oder zuzumuten. Da wird es also noch was an ihr zu entdecken geben. Schließlich ist sie nicht Borowskis Assistentin, sondern Kollegin auf Augenhöhe.
Sarah Brandt ist sehr aktiv in dieser Folge. Als der Mordverdacht aufkommt, fängt sie sofort an, das Auto zu untersuchen und Ermittlungen anzustellen. Ist sie mehr die Praktikerin, während Borowski der Analytiker ist?
Ja, Sarah Brandt ist sehr körperlich und handfest und sie gelangt schnell zu Schlussfolgerungen, wodurch sie sich oft genug selbst im Weg steht, weil sie Dinge nicht gründlich genug durchdenkt, sondern erst einmal auf die offensichtliche Lösung setzt. Dann muss sie inne halten und noch mal von vorne ansetzen. Aber sie wird von einem starken Tatendrang angetrieben – sie mag ja auch keinen Innendienst machen, sondern will raus und dort aktiv werden.
Sarah Brandt glaubt Sabrina Dobisch zuerst. Warum wird ihr Misstrauen nicht gleich geweckt?
In gewisser Weise bewundert sie Sabrina. Sie ist eine junge, selbstbewusste Frau, die mutig und ohne Angst Menschen rettet. Das spricht Sarah Brandt an, weil sie diese Art von Charakter mag. Es ist Borowski, der Sabrina Dobischs Verhalten merkwürdig findet und dadurch auch in Sarah Brandt Zweifel weckt.
Thema des Films ist das Böse. Was glauben Sie, warum ist der Mensch böse oder warum im Grunde eben nicht?
Das Leben würde nicht funktionieren, wenn der Mensch grundsätzlich böse wäre. Es liegt also in seinem eigenen Interesse, nicht immer gleich auf den anderen los zu gehen. Andererseits hat der Mensch trotz einer natürlichen Hemmung offensichtlich nichts dagegen, jemanden umzubringen, deshalb gibt es das Strafgesetzbuch. Und es ist nicht ganz unwichtig, dass man von Anfang an entsprechend erzogen wird. Wenn man als Kind nicht lernt, das Gewalt keine Option ist, wird später möglicherweise schneller Gewalt zur Konfliktlösung genutzt – im schlimmsten Fall mit tödlicher Konsequenz.
Durch Sarah Brandts Epilepsie hat das Thema eine große Wahrnehmung erfahren, was von Betroffenen positiv anerkannt wurde. Wurden Sie darauf mal angesprochen?
Ja, auf der Straße wurde ich von einem Epileptiker angesprochen, der sich dafür bedankt hat, dass ich eine Figur spiele, die auch von dieser Krankheit betroffen ist. Ihm war wichtig, dass die Krankheit realistisch dargestellt wurde. Immerhin haben wir uns ja auch mit der Frage beschäftigt, ob sie eine Waffe tragen oder Auto fahren darf und was passiert, wenn sie während eines Einsatzes einen Anfall hat.
Wie war die Zusammenarbeit mit Andreas Kleinert?
Er ist ein toller Schauspieler-Regisseur, und da er immer mit einer bereits ausgearbeiteten Auflösung ans Set kam, blieb auch Zeit, mit ihm inhaltlich über Szenen zu sprechen. Man merkt richtig, dass er die Arbeit mit Schauspielern liebt.
Was macht den Kieler "Tatort" so besonders?
Er spielt am Meer, schlägt eine Verbindung nach Skandinavien und er hat einen skandinavischen Touch, dann der trockene Humor von Axel Milberg, den ich in dieser Rolle wirklich bewundere, und natürlich die Konstellation des Teams, bestehend aus Klaus Borowski, Roland Schladitz und Sarah Brandt. Ein Team, das sich auch weiter entwickeln wird.
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