Die Dortmunder Kommissare im Interview

Kommissar Faber und Markus Graf
Kommissar Faber und Markus Graf unterhalten sich über den Dächern der Stadt. | Bild: WDR / Thomas Kost

Jörg Hartmann als Hauptkommissar Peter Faber

Kommissar Faber kommt in diesem Fall ganz ohne Wutausbruch aus. Wird aus ihm am Ende noch ein ganz normaler Kommissar?

Natürlich wird aus ihm nie ein normaler Kommissar werden. Er braucht ja auch keinen Wutausbruch als Ausdruck seines besonderen Charakters. Die Art, wie er sich an Verdächtige heranpirscht, in diesem Fall zum Beispiel an einen Pädophilen, entspricht ja auch einer sehr speziellen, eben Faberschen Methode. Er bleibt eine tickende Zeitbombe, die jederzeit wieder wüten kann. Eine Zeitbombe, der aber durchaus bewusst ist, dass sie Hilfe braucht. Ich habe versucht, den Schluss so zu spielen, dass man es durchaus für möglich halten könnte, dass Faber vom Hochhaus springt. Letztendlich weiß er überhaupt nicht, wie dieser Tag ausgehen wird, wenn er das Hochhausdach betritt. Ob es nicht vielleicht sein letzter sein wird. Wir gehen zwar alle von einem fünften Dortmunder Tatort aus, aber können wir wirklich sicher sein, dass Faber nicht springt?
Zweieinhalb Tage waren wir allein für den Showdown auf dem Hochhausdach, und die äußeren Umstände waren alles andere als günstig. Es war brütend heiß, Kirchenglocken und Tatütata zwangen oft zum Abbruch eines Takes. Letztendlich ist ja die Situation auf dem Dach, wenn auch im Film, unterschnitten mit anderen Szenen, eine einzige lange Szene. Daher haben wir sie auch immer komplett durchgespielt und kamen dabei immerhin auf stattliche neun Minuten. Diese Spiellänge ist fürs Fernsehen eher untypisch und hat schöne Theater-Assoziationen geweckt.

Martina Böhnisch unterwegs zum Leichenfundort.
Martina Böhnisch unterwegs zum Leichenfundort. | Bild: WDR / Thomas Kost

Anna Schudt als Hauptkommissarin Martina Bönisch

Wie haben Sie die Dreharbeiten zu "Auf ewig Dein" erlebt?

Martina Bönisch ist in dieser Tatort-Folge dreifach belastet. Zum einen geht es um ermordete Kinder, was für sie extrem aufwühlend ist, zum anderen steht Hauptkommissar Faber mit dem mutmaßlichen Täter und Hauptverdächtigen in einer traumatischen Verbindung. Hinzu kommt, dass ein verhafteter Callboy, dessen Kundin sie war, ihr mit Erpressung droht. Das reicht für ein paar irrationale Reaktionen auf ihre Teamkollegen. Faber und Bönisch sind in ihr Verhältnis hineingewachsen, sie gehen mit ihrer Unterschiedlichkeit professioneller um und wissen sie besser zu nutzen. Gleichzeitig versucht Bönisch, Faber Rückendeckung für seine persönliche Verwicklung in den aktuellen Fall zu geben und ihm ein wenig menschliche Wärme zukommen zu lassen. Da sie sich in einer Situation ungewöhnlich öffnen muss und Faber ihr hilft, kommt es zu einem neuen Grad des Vertrauens zwischen ihr und ihrem Vorgesetzten.

Die Dreharbeiten waren sehr konzentriert und ruhig, weil das Buch eher kammerspielartig geschrieben ist, viel in den Köpfen passiert, viel im Präsidium gedreht wurde und sehr genau darauf geachtet werden musste, wo die Kommissare mit ihren jeweiligen Parallelgeschichten stehen, in welcher Stimmung sie sich befinden, worüber sie in "ihrem eigenen Film" gerade nachdenken. Eigentlich hatte jeder von uns immer zwei Zustände: den persönlichen und den "Fallzustand".

Kommisar Daniel Kossik
Nora und Daniel stürmen in die alte Pferdemetzgerei. | Bild: WDR / Thomas Kost

Stefan Konarske als Polizeioberkommissar Daniel Kossik

Schwierige Zeiten: Die Stimmung im Büro ist angespannt. Und auch privat gibt es Probleme. Wie geht Daniel Kossik damit um?

Daniel versucht es sich nicht anmerken zu lassen und professionell zu bleiben. Das gelingt ihm leider nicht immer, da sich Nora als arg stur erweist und wie so oft ihr Ding durchzieht. Sie müsste mit Daniel reden, weil Entscheidungen anstehen, die beide betreffen. Das tut sie aber nicht, woraus Daniel dann seine eigenen Schlüsse zieht. Dass die beiden gute Eltern wären, ist gar nicht gesagt. Das ist Daniel aber egal. Daniel liebt Nora und kann sich sehr gut vorstellen, mit ihr eine Familie zu gründen. Eine Abtreibung kommt für ihn auf gar keinen Fall in Frage!
Die Dreharbeiten mit Dror Zahavi waren sehr angenehm – er ist ein sehr herzlicher Mensch, der sehr viel von seinem Beruf versteht und stets ein offenes Ohr für seine Schauspieler hat, die er – meiner Meinung nach – über alles liebt. Ich hoffe sehr noch einmal mit ihm arbeiten zu dürfen, sei es im Tatort oder einem anderen Projekt.

Nora Dalay und Daniel Kossik ermitteln.
Nora Dalay und Daniel Kossik ermitteln. | Bild: WDR / Thomas Kost

Aylin Tezel als Polizeioberkommissarin Nora Dalay

Nora Dalay ist schwanger: Wie nimmt sie diese Neuigkeit auf?

Für Nora ist ihre unerwartete Schwangerschaft zunächst ein Schock. Sie will Karriere bei der Polizei machen, hält sich und Daniel, sowie ihre Beziehung zueinander, für nicht reif genug um eine Familie zu gründen. Zudem spielte dieses Thema bisher noch keine Rolle in ihrem Leben. Daniels positive aber dennoch unbeholfene Reaktion auf die Neuigkeiten bestärkt Nora in ihren Überlegungen, sich gegen das Kind zu entscheiden. Sie fühlt sich mit der Entscheidung für oder gegen eine Abtreibung allein gelassen.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es vielen Frauen, die vor solch einer Entscheidung stehen, ähnlich geht. Ob mit oder ohne Partner an ihrer Seite, es ist eine lebensverändernde Entscheidung, für die man die Verantwortung und die Konsequenzen tragen muss.
Ich mag an unserem Team besonders die horizontale Erzählweise, die für mich amerikanische Serien so interessant macht. Wir versuchen wirklich an den Charakteren dran zu bleiben, ihre privaten Erzählstränge nicht aus den Augen zu verlieren um sie immer als Unterbau für ihre jeweilige Ermittlungsarbeit nutzen zu können. Erst dann wird eine Ermittlerfigur wirklich interessant und greifbar. In diesem Sinne finde ich die Entwicklung in der Beziehung von Nora und Daniel sehr stark. Wie wir innerhalb von vier Folgen diese beiden jungen Menschen von einer heimlichen, fast jugendlich anmutenden Affäre über die Anfänge einer Beziehung bis hin zu einer tatschlichen Krise führen, die ihre Beziehung zueinander für immer verändern wird.

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