Interview mit Jörg Hartmann
Der dritte Fall trägt den Titel "Eine andere Welt". Inwiefern trifft das auch auf Kommissar Faber zu? Ist er inzwischen in Dortmund angekommen?
Er ist auf dem Weg dorthin, aber angekommen ist er noch nicht. Der Unfalltod seiner Familie lässt ihn nicht los. Wie denn auch? Ein Unbekannter hat ihm Fotos auf den Schreibtisch gelegt, die seine Frau und seine Tochter tot im Unfallwagen zeigen. Wer ist der Unbekannte? Warum schickt er ihm diese Bilder? Lebten die beiden noch, als er sie fotografierte? Hätte er sie retten können? Tat er dies ganz bewusst nicht? Faber braucht alle Kraft, um nicht den Verstand zu verlieren.
Wie hat sich die Rolle von Peter Faber weiterentwickelt?
Faber ist sich bewusst, dass er auf der Kippe steht. Er muss herausbekommen, was mit seiner Familie geschah. Gelingt ihm dies nicht, wird er seine "andere Welt" nie mehr verlassen können, dann wird sein Absturz unvermeidbar. Irgendwann in diesem dritten Dortmunder Tatort ist ihm aber plötzlich klar, was genau damals passierte. Diese Klarheit, so brutal sie auch ist, macht ihn ruhiger. Sie wird ihn verändern, aber ein "ganz normaler" Ermittler wird Faber natürlich nie.
Wie haben Sie die Dreharbeiten zum dritten "Tatort" aus Dortmund erlebt?
Es war eine Herausforderung, zum einen das Besondere, eben das Sperrige des Dortmunder Ermittler-Teams weiter zu erzählen und gleichzeitig Momente zu finden, die es dem Zuschauer erlauben, an diese sperrigen Figuren "anzudocken". Es geht nicht darum, aus reiner Lust an der Provokation einen anderen "Tatort" zu machen, es geht um die Frage: Wie handeln, wie ermitteln diese speziellen Dortmunder Figuren? Mir war klar, dass Faber in der Pathologie nicht einfach nur analytisch die Leiche betrachten kann. Notwendigerweise schlüpft er in die Täterrolle und "spielt" die Vergewaltigung an der Leiche entsprechend durch. Das war für mich konsequent aus der Figur heraus gedacht, und ich wollte das deswegen unbedingt so machen. Natürlich bin ich mir bewusst, dass dies einige Zuschauer verstören wird, aber so ist nun mal die Figur.
Die Szene mit Martina Bönisch am Steg war mindestens genauso wichtig. Wie genau ermitteln die beiden? Wie führen sie ihr Rollenspiel aus? Faber wird halt übergriffig und die dadurch bei Bönisch ausgelöste Emotion führt zu einer entscheidenden Erkenntnis.
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