Gespräch mit Regisseurin Franziska Meletzky

»Es ist ein kleines, freches und auch berührendes Kriminalstück geworden.«

Kurt Stich und Lessing
Polizeichef Kurt Stich ist skeptisch, ob der neue Kollege Lessing es mit dem Geiselnehmer aufnehmen kann. | Bild: MDR / Andreas Wünschirs

Es heißt immer, ein Film entsteht im Schnitt, weil man dort sieht, ob alles miteinander funktioniert oder eben auch nicht. Sind Sie zufrieden, weil sich alles wie geplant zusammenfügen ließ?

Das Schöne am Schnitt ist auch, dass das Ergebnis immer ein wenig anders wird, als man denkt und auch geplant hat. Manche Lösungen sind dann sogar interessanter, als man es im Vorfeld geplant hat.

Da Sie nach der vielen Arbeit mit der Vorbereitung, den 21 Drehtagen, den gut sechs Wochen Schnitt, zufrieden aussehen, denke ich, der Einsatz hat sich gelohnt?

Ja. Es ist ein kleines, freches und auch berührendes Kriminalstück geworden.

Sie haben bereits einen "Tatort" aus Münster mit dem Duo Liefers/Prahl und die hochgelobte Doppelfolge mit Maria Furtwängler inszeniert. Was zeichnet den neuen Weimarer "Tatort" in der großen "Tatort"-Familie aus?

Dass absurde, schwarzhumorige Fälle mit seriösem Ermitteln verbunden werden. Das war unserer Ansatz und den finde ich nach wie vor interessant, weil lebensnaher als man erstmal vermutet. Kein "Tatort" in Deutschland ähnelt dem anderen. Ich finde, sie sind trotz der Menge an Ermittlern durchweg angenehm verschieden. Der Weimarer "Tatort" wurde anfangs schnell mit dem Münsteraner verglichen weil er auch mit Humor erzählt. Das ist aber die einzige Parallele, Nora Tschirner als Kira Dorn und Christian Ulmen als Lessing tragen keinen Konkurrenzstreit aus, kabbeln sich nicht über Verantwortung, Zuständigkeiten und Befindlichkeiten. Die Schlagfertigkeit und der Humor kommen aus der Ermittlungsart. In Weimar ist der Fall das Spezielle, und die Ermittlungsarbeit wird seriös durchgezogen.

Mit Christian Ulmen und Nora Tschirner sind durchaus humorvolle Schauspieler die Ermittler in Weimar. Wie war das Arbeiten mit den Beiden?

Sehr angenehm. Mit Christian Ulmen habe ich freudig weitergemacht, weil wir schon miteinander gearbeitet hatten und wussten, wie wir uns am besten an Szenen heranpirschen. Und Nora ist für mich eine große Entdeckung, weil sie sehr leidenschaftlich und ernsthaft arbeitet. Wie wir alle wissen, ist ja gerade auch Humor so eine Sache für sich. Ich finde, es ist die Königsklasse und das Schwierigste überhaupt.

Alle lobten die gute Drehbuchvorlage. Wenn das Drehbuch stimmt, dann kann man sich bestimmt ruhiger an die Regie machen.Was war Ihnen wichtig bei der Regiearbeit?

Der Fall soll authentisch wirken, obwohl er etwas Eigenes hat. So als ob man auf einer Feier ist und erzählt: "Hast du schon gehört? Da ist doch das und dann tatsächlich das passiert. Das glaubst du nicht!". Für meine Arbeit war mir wichtig, dass die Mischung funktioniert. Das Drehbuch von Clausen und Pflüger war für uns alle eine herrliche Offenbarung. Die Kombination aus gutem und ernsthaftem Schauspiel, einer seriösen, aber immer krimientsprechenden Erzählweise und dann eben noch der seltsame Fall.

Weimar als Drehort ist eine kleine Stadt für die "Tatort"-Reihe. Wie haben sich Stadt und Drehteam verstanden?

Ich muss sagen, mich hat Weimar total verzaubert. Die Stadt, die Leute und auch das Drehen. Ich würde jederzeit wiederkommen. Auch meine Kinder, die mich während der Zeit in Weimar besucht haben, schwärmen seitdem von der Stadt.

Ihr "Tatort" stand ein wenig mehr unter öffentlicher Beobachtung. Es ist ein Sonder-"Tatort", ein Experiment, das einmalig angedacht ist. Haben Sie diese öffentliche Beobachtung gemerkt?

Es hat eine Riesenfreude gemacht, da zu basteln und genau zu sein und sich noch etwas zu überlegen. Ich hatte ein fantastisches Team. Dass dieser "Tatort" etwas Besonderes ist, daran denke ich dann eher weniger. Ich bin an der aktuellen Erzählaufgabe dran und versuche, ihr zu dienen. Das Schöne an diesem "Tatort" in Weimar war, dass es von vorne bis hinten ein Film gewesen ist, der mit Freude, Liebe und Genauigkeit gemacht wurde. Also, es gab keine Querschläger, keine bescheuerten Sets oder Motivgeber, keine ängstlichen, ignoranten Redakteure, sondern es war ein Projekt, bei dem wir einfach alle gut und konzentriert gearbeitet haben.

Was mir beim Schauen des Films auffiel, in diesem Fall war es eher das Hören: Die "Tatort"-Titelmusik von Klaus Doldinger spielt eine schöne Nebenrolle.

Ja, das Musikkonzept arbeitet einerseits mit Bachs Wohltemperiertem Klavier als emotionales Motiv und andererseits mit dem spannenden, selbstironischen Tatortmotiv von Klaus Doldinger. Auch auf dieser Ebene habe ich versucht, Klassisches, Modernes, Kult, großes Gefühl und Selbstironie zu verbinden. Aber letzten Endes gilt, ob es einfach angenommen und gemocht wird – ich bin also gespannt auf Weihnachten!

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