Gespräch mit MDR-"Tatort"-Redakteur Sven Döbler
Herr Döbler, mit dem "Tatort" aus Weimar erwartet die Zuschauer am 26. Dezember 2013 etwas Ungewöhnliches: Ein Team, das zunächst nur für einen einzigen Fall geplant ist, das an einem neuen Ort ermittelt und von zwei Schauspielern verkörpert wird, die man vorher nicht unbedingt als Kommissare des "ehrwürdigen" "Tatorts" erwartet hätte
Nora Tschirner und Christian Ulmen als Besetzung waren Teil einer Konzeption, eines Pakets, das uns im Rahmen der Ausschreibung für den neuen Thüringer "Tatort" erreicht hat. Das Angebot bestand aus einer Figurenkonstellation und einem Stoffvorschlag. Wir haben uns zwar für einen anderen "Tatort" entschieden ("Tatort: Kalter Engel“ aus Erfurt, Ausstrahlung am 3. November 2013), fanden aber diesen Vorschlag mit Tschirner und Ulmen auch sehr interessant. Er hat eine ganz andere Tonart und setzt auch auf Humor. Wir haben dann glücklicherweise gemeinsam mit der ARD Degeto die Möglichkeit gefunden, diesen Film zu realisieren – "außer der Reihe" sozusagen. Einzelfilme gab es beim "Tatort" schon einige Male, das ist also kein Novum, aber natürlich trotzdem ungewöhnlich.
Wer sind Kira Dorn und Lessing?
Lessing ist der feinsinnige, literaturbegeisterte Kommissar, der sich aus Hamburg nach Weimar versetzen ließ und hier seinen ersten Arbeitstag erlebt. Er trifft auf die handfeste, schlagfertige Komissarin Kira Dorn, die hochschwanger ist, was sie bei der Arbeit aber kaum behindert. Das käme für sie auch gar nicht infrage!
Natürlich spielt der Humor eine Rolle: Das Stoffangebot seinerzeit war unterhaltsam – richtig witzig wurde es dann bei der konkreten Arbeit am Drehbuch mit den Dialogen, da haben wir mit Andreas Pflüger und Murmel Clausen zwei geniale Autoren!
Der "Tatort: Die Fette Hoppe" spielt im Fleischereimilieu, es geht im wahrsten Sinne des Wortes "um die Wurst". Wie kam es dazu?
Thüringen und Bratwurst – das gehört natürlich zwingend zusammen! Aber das Fleischereimilieu ist ja nur die eine Seite unseres Films. Wenn man an Weimar denkt, kommen einem ebenso zwingend Goethe, Schiller und die sogenannte Klassik in den Sinn – und wir finden, dass es zwischen der Weimarer Klassik und dem ausgeübten Fleischerhandwerk gute und produktive Spannung für einen solchen "Tatort" gibt.
Gab’s eine Rolle in dem Weimarer "Tatort", die Sie besonders mögen oder die Sie selbst gespielt hätten, wenn Sie Schauspieler wären?
Geschlechtergemäß liegt mir die Rolle des erwachsenen Sohnes des mutmaßlichen Mordopfers, Frau Hoppe, am nächsten. Da geht es um einen Mann, der gezwungen wurde, das Handwerk seiner Vorfahren zu erlernen, aber heimlich von den schönen Künsten träumt. Eine schöne Spannung, ein schöner Widerspruch, der auch den Schauspieler Stephan Grossmann sehr gereizt hat. Kann ich mir schon vorstellen, dass es interessant ist, so etwas zu spielen. Oder natürlich die Rolle der schwangeren Kommissarin! (lacht)
Haben Sie eine Lieblingsszene in dem "Tatort: Die Fette Hoppe"?
Ja, einige! Ich lache ja selber gern und finde so einiges ziemlich lustig. Mein erster Lacher ist immer die Stelle nach dem ersten dramatischen SEK- Einsatz, in der der Dienststellenleiter eine Bemerkung über das geschmackliche Risiko griechischer Pizza macht. Klingt jetzt etwas schräg. Ist aber sehr witzig – finde ich.
Die Regisseurin des Weimar-"Tatorts" ist Franziska Meletzky – warum ist sie die richtige für Sie gewesen, um einen "Tatort" mit diesem besonderen, anderen Ton und diesem eher untypischen Ermittlerduo umzusetzen?
Franziska Meletzky hat sofort verstanden, dass wir einen echten "Tatort" entwickeln wollten, in dem die Kommissare aber nicht alles bierernst nehmen. Die Kommissare stellen ernsthafte Ermittlungen an und haben auch einen wirklichen Fall zu lösen. Dabei dürfen sie ihrem jeweiligen Naturell folgen und das bedeutet, dass man sich selbst und auch mal andere nicht so ernst nimmt. Franziska Meletzky hat auch von sich aus vorgeschlagen, dass man durchaus auch die mit Weimar in Verbindung gebrachten Klischees aufgreifen muss und daraus auch Humor entstehen kann. Sie ist unheimlich engagiert genau die Richtige für diesen Film – auch im Hinblick auf ihren pointensicheren Inszenierungsstil und einfühlsamen Umgang mit den Schauspielern.
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