Fragen an Drehbuchautor Uli Brée
Eine Serie über einen Mediator ist selten. Es ist ein höchst moderner Beruf. Wie kam es zu dieser Idee?
Wir wollten neue Wege wagen. Ich war schon einige Zeit vorher in Berührung mit Mediation gekommen, hatte eine Lesung für einen Mediations-Kongress vorbereitet und mich bereits mit der Materie beschäftigt. Das Tolle an Mediation ist ja, dass man nicht den Schuldigen sucht, sondern versucht, Frieden zu schaffen. Ein schöner Gedanke. Wir suchen in dieser Serie weder Mörder noch Verbrecher oder Schuldige. Wir suchen friedliche Einigungen. Und immer kommt bei den wahren und bei den fiktiven Fällen (die fast immer auf wahren Ereignissen beruhen) heraus, dass beide Parteien Verantwortung für den Konflikt tragen. Wie das nun mal so ist im Leben ...
Haben Sie sich und Ihr Co-Autor Klaus Pieber an der Praxis orientiert, Mediatoren besucht und Ihre Methoden abgeschaut?
Ich habe mich in die Materie eingelesen. Vieles erschien mir trocken und langweilig. Dann bin ich auf Ed Watzke und seine Bücher gestoßen. Er geht die ganze Sache viel verspielter, trickreicher und humorvoller an. Und er sagt: 'Alles, was du in Liebe tust, ist erlaubt.' Erst als ich versucht habe, ihn zu kontaktieren, bin ich drauf gestoßen, dass er in Wien lebt. Er steht uns bei der gesamten Serie als Berater zur Seite. Er liest alle unsere Bücher und geht zwar nicht sehr streng, aber sehr fachkundig mit uns um. Er versteht das Prinzip Fernsehen. Paul Kemp ist Unterhaltung und keine Doku. Klaus Pieber, mein Co-Autor, hat Psychologie studiert und bringt sehr, sehr viel Hintergrundwissen bei der Figurenführung mit ein.
Wie wirklichkeitsnah sind die Fälle, die Paul Kemp übernimmt? Und was musste für ein Fernsehpublikum zugespitzt, verändert werden, um die Geschichten dem Medium gerecht anzupassen?
Die Fälle basieren fast alle auf wahren Begebenheiten. Es gibt nur einen wesentlichen Unterschied: Wir müssen unsere Geschichten transparenter machen. In Wirklichkeit recherchiert ein Mediator nicht, so wie unser Paul Kemp. Aber würden wir das nicht tun, wäre unsere Serie viel zu dialoglastig und nicht sehr spannend. Die strengen Fachleute mögen uns also diesen dramaturgischen Kniff verzeihen mit dem Hintergedanken, dass wir auf diesem Weg das Thema Mediation einer breiteren Öffentlichkeit zugänglicher machen und die Menschen in Zukunft vielleicht mehr am Frieden als am 'Recht haben wollen' interessiert sind.