Interview mit Harald Krassnitzer
Sie verkörpern den Mediator Paul Kemp, einen Wiener Psychologen, der in schwierigen Situationen zur Schlichtung gerufen wird. Was wird von Paul Kemp erwartet, was erhofft man von ihm?
Ein Mediator muss sowohl fundierte psychologische als auch juristische Kenntnisse haben. Er ist ja u. a. ebenfalls so etwas wie ein Lebensberater, Mädchen für alles und Konfliktlöser. Von Paul Kemp wird erwartet, dass er diese manchmal skurrilen, mitunter sehr witzigen, aber immer wieder berührenden Fälle auf unkonventionelle Weise löst. Dazu verfügt er über eine Vielzahl von Techniken, die zum Teil recht unkonventionell sowie überraschend sind.
Sie haben in sehr schwierigen Fällen zu vermitteln. Da geht es um Misstrauen zwischen Nachbarn, Neid bei Geschäftspartnern, um Mobbing, Erbschaftsstreitigkeiten bis hin zu Entmündigungsverfahren. Wird man bei solchen Problemen, vor die man gestellt wird, nicht zum Misanthrop? Wie sieht Paul Kemp das, was lernt er von seinen Klienten und welches Bild macht er sich von der modernen Gesellschaft?
Ich tauche gern in solche Biotope ein. Paul Kemp, glaube ich, geht es ähnlich und er wird dadurch keineswegs zu einem Menschenfeind. Seinen Beruf übt er überaus gern aus, und manchmal ist es für ihn fast wie eine Insel der Erholung mit Blick auf die eigenen Probleme. Die Mediation ist ein Beruf, der in modernen Gesellschaften zunehmend gebraucht und gefordert wird. Weil viele Konflikte, etwa aus dem alltäglichen Leben, in großen Konzernen oder in der Politik ohne solche Menschen überhaupt nicht mehr gelöst werden können. Die Mediation ist in Österreich weit verbreitet und anerkannt. Auch in Deutschland geschieht es häufig, dass Gerichte auf diese Weise Konflikte zu lösen versuchen.
Paul Kemp hat es im Privatleben nicht leicht: Seine Frau liebt den Nachbarn, eine flüchtige Liaison, die er fast aus Trotz eingegangen ist, entpuppt sich als Alptraum. Also ist Paul Kemp doch fehlbar ... Was er beruflich hinbekommt, kann nicht aufs Privatleben übertragen werden. Wie wichtig ist dieser Erzählstrang für die Glaubwürdigkeit des Mediators Paul Kemp?
Natürlich ist Paul Kemp fehlbar, und so hat er erhebliche Probleme, seine privaten Konflikte zu lösen. Genau dort haben wir ein wunderbares Spannungsfeld, das die Möglichkeit für eine große Fallhöhe der Figuren bietet. Weil Menschen, die im Berufsleben eine gewisse Perfektion beherrschen, oftmals im Privatleben eben nicht so ganz perfekt sind. Anders ausgedrückt: Ein guter Schauspieler muss nicht immer ein guter Mensch sein.