Bye-bye, Natascha: Abschiedsinterview mit Melanie Wiegmann
Die Schauspielerin über ihren Ausstieg, verrückte Momente beim Dreh, Serien-Ehemann Erich Altenkopf und den Satz "Hase, wo bleibst du?"
Schillernd, humorvoll, exzentrisch und um im Wortlaut der Autoren zu bleiben: "divaesque". Aber mit dem Herzen am rechten Fleck. Mit diesen Worten beschreibt Melanie Wiegmann die Rolle der Natascha Schweitzer, die sie seit August 2012 am "Fürstenhof" verkörperte. Nach zahlreichen Höhen und Tiefen mit ihrem Ehemann Michael (Erich Altenkopf) schien es so, als ob endlich Ruhe in die Beziehung der schillernden Barchefin und dem charmanten Arzt einkehren würde. Doch dann kommt alles ganz anders. Als sich Natascha in Hamburg einer Schönheits-OP unterziehen will, verliebt sie sich unsterblich in einen Tänzer und kehrt nicht mehr nach Bichlheim zurück. Wir haben mit Melanie anlässlich ihres Ausstiegs gesprochen.
Erinnerst Du Dich noch an den Moment, als Du die Zusage für die Rolle der Natascha Schweitzer bekommen hast?
So einen Moment vergisst man, glaube ich, nie. Die Casterin Silke Klug-Bader rief mich an. Ich war gerade in der Stadt unterwegs, in Essen, meinem damaligen Wohnort. Mitten auf der Strasse erreichte mich der Anruf und ich schrie einfach nur laut auf vor Freude. Das war schon ein unglaublich tolles Gefühl – Aufbruch zu einem neuen Abenteuer, erst mal angedacht für ein Jahr. Dass daraus mehr als sieben wurden, war damals nicht abzusehen.
Wie hast Du Deinen ersten Drehtag erlebt?
Ein Wort beschreibt meinen ersten Drehtag wahrscheinlich am besten: Aufregung. Meine allererste Szene hatte ich tatsächlich mit Dr. Niederbühl und schönerweise auch die letzte, so schließt sich der Kreis.
Gibt es einen Satz, den Du in den vergangenen Jahren besonders oft sagen musstest?
Hase, wo bleibst du?
Der Name "Hase" für Deinen Spiel-Ehemann Michael stand nicht im Drehbuch, wie kam es dazu?
Der Name 'Hase' purzelte mir irgendwann über die Lippen, als ich mich an einen Besuch auf dem Oktoberfest mit dem gesamten Team erinnert habe. Erich setzte sich irgendwann Hasenohren auf – ein Bild, das mir nachhaltig in Erinnerung geblieben ist. Und irgendwann bei einer Szene, die einen hohen komödiantischen Anteil hatte, schoss mir dieses Bild durch den Kopf und der 'Hase' wurde ein fester Bestandteil von Nataschas Wortschatz.
Was war das Verrückteste, das Du am Set erlebt hast?
Es gab so viele völlig verrückte Szenen! Ob mit Tina Kessler Kekse auf einer Wiese zu vergraben, um abzunehmen, mit André Babygeräuschen aus dem Spind im Personalzimmer nachgehend, es gibt etliche ... Eine sehr prägnante aber war der Auftritt im Schafstall. Zusammen mit meinem wunderbaren Kollegen Pierre Kiwitt, der für ein paar Wochen Nataschas große neue Liebe spielte.
Es war eine Traumsequenz. Ich musste dort "The Flower of Scotland" singen. Im Traum stellte sich Natascha das Leben als einfache Bäuerin in Schottland vor. Der Dreh fand im Winter statt, es war eiskalt und wir drehten auf einem sehr entlegenen Bauernhof. Durch den Regen war alles klitschnass und matschig. Der Schafstall sollte gut angefüllt mit Schafen sein, die dichtgedrängt um uns herum stehen sollten.... Soweit so gut.
Szenen mit Tieren dreht man immer ziemlich rasch, meistens ohne vorher mit ihnen zu proben. So auch diesmal. Die Proben liefen gut, Pierre und ich wussten, wo wir stehen sollten, damit die Schafe gut zur Geltung kommen, hatten die Szene im Kopf und jetzt sollte ich zwischen den Schafen singen. Die Schafe wurden zu uns gelassen, manche waren etwas skeptisch, aber die meisten standen schön dichtgedrängt um mich herum. Am anderen Ende des Stalls die Kameras und von dort kam auch schon das "Bitte" des Regisseurs. Die Musik wurde abgespielt und ich fing an zu singen.
Damit hatten die Schafe nicht gerechnet – und in einer fluchtartigen Bewegung drängten sich alle auf einmal in Richtung anderen Ende des Stalles. Ich stand mutterseelenallein im Stall und sang ... Abbruch ... die Schafe waren so verschreckt, dass sie sich nicht mehr nach vorne getraut haben, die Kamera musste umgebaut werden. Aber am Ende hat es trotzdem so ausgesehen, als würde ich mitten zwischen den Schafen stehen, tja, alles eine Sache der richtigen Perspektive ...
In welche Rolle Deiner Kollegen wärst Du gerne mal für einen Tag geschlüpft?
Erich und ich wollten immer mal die Rollen tauschen. In erster Linie ging es uns um die Frisuren ... er mit lockigem Haar, ich dagegen glattes. Das haben wir uns des Öfteren vorgestellt und hat immer zur allseitigen Belustigung beigetragen.
Was vermisst Du am "Sturm" am meisten?
Das Zusammenspiel aller Abteilungen, wenn es irgendwo klemmt und man improvisieren muss. Das schafft oftmals eine unglaublich spannende und konzentrierte Atmosphäre. Und dann genießt man die Freude, wenn das Unmögliche am Ende doch klappt.
Wo möchtest Du karrieretechnisch noch hin? Wo siehst Du Dich in ein paar Jahren?
Ich finde durch Corona hat sich das Denken, wie es weitergeht, verändert. Ich bin sehr dankbar gesund zu sein – es hoffentlich zu bleiben. Gerade möchte ich die Zeit mit meinem Lebenspartner Carl Carlton, seiner und meiner Familie und den Menschen, die mir am Herzen liegen, genießen. Dafür habe ich jetzt endlich einmal wirklich Zeit. Die Schauspielerei ist immer schon ein großer Teil meines Lebens gewesen und wird es auch bleiben.
Ich danke Euch, den stürmischen Zuschauern, für Eure Treue all die Jahre. Bleibt gesund, von Herzen Eure Melanie
Das Interview führte Susanne Engstle für DasErste.de
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