In der Maske mit Angelika Schrott
"Niemand kommt einem Schauspieler körperlich so nah wie wir."
Wann beginnt und endet euer Arbeitstag?
Für den ein oder anderen von uns schon um 7:15 Uhr. Schließlich müssen die Schauspieler im Studio wie im Außendreh um 9 Uhr ihre ersten Szenen drehen. Um 19:30 Uhr endet der Tag dann für die meisten von uns, wenn die letzte Szene im Studio abgedreht ist.
Wann liest du bei so viel Arbeit das Drehbuch für die folgende Drehwoche?
Wenn ich zwischendrin etwas Luft habe. Bei uns sind alle Maskenbildner in gleichem Maße involviert in die organisatorischen und künstlerischen Belange unserer Abteilung. Daher ist es wichtig, dass alle die Bücher für die kommende Drehwoche lesen. Ich persönliche fände es sehr schade, wenn ich nur für die Logistik zuständig wäre, da ich den künstlerischen Part meiner Arbeit sehr schätze.
Was sind die größten Herausforderungen, die deine Abteilung täglich zu meistern hat?
Du weißt nie, was genau auf dich zukommen wird – darin liegt der Reiz unserer Arbeit. Manchmal kommt man sich vor wie im Boxenstopp der Formel 1: Oft warten wir bereits mit glühenden Lockeneisen auf die Schauspieler, die nach einem Außendreh in drei Minuten wieder einsatzbereit sein sollen für den Dreh im Studio. Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass sich bei uns im Gegensatz zum Filmdreh mehrere Maskenbildner um einen Schauspieler kümmern. Das kann nur gut funktionieren, wenn sich alle untereinander abstimmen und an bestimmte Vorgaben halten.
Welche Fähigkeiten muss ein guter Maskenbildner mitbringen, um in einem Daily-Format bestehen zu können?
Vor allem muss er oder sie belastbar, einfühlsam und teamfähig sein. Und es müssen auch unter Druck sehr gute Ergebnisse abgeliefert werden.
Wie hat sich eigentlich die Schmink-Technik verändert, seit 2011 bei "Sturm der Liebe" in HD produziert wird?
Am Anfang dachten wir, dass die sogenannte Airbrushtechnik, bei der man die Schminke mithilfe einer kleinen Spritzpistole aufträgt, am besten geeignet ist für den HD-Dreh. Aber die Geräusche der Maschine sind auf Dauer sehr störend und das Gesicht wirkt schnell maskenhaft. Heute gibt es die Tendenz zum sogenannten Contouring – also dem Modellieren von Gesichtern. Bei dieser Technik werden Schattierungen geschminkt, mit denen man unterschiedliche Gesichtszüge betonen oder kaschieren kann. Ein rundliches Gesicht kann man dadurch zum Beispiel schmaler erscheinen lassen.
Es heißt immer wieder, dass ein Maskenbildner auch ein Seelentröster für die Schauspieler ist.
Absolut. Schließlich kommt niemand einem Schauspieler körperlich so nah wie wir.
Haben die Darsteller eigentlich ein Mitspracherecht in Sachen Maske?
Wenn sich jemand absolut unwohl fühlt in seiner Haut, behindert ihn das womöglich in seinem Spiel. Daher gilt es immer einen goldenen Weg zwischen Regie- und Drehbuchvorgaben, meinem Schönheitsempfinden und dem des Darstellers zu finden. Es ist auf jeden Fall spannend zu beobachten, welchen Einfluss das Maskenbild auf einen Schauspieler haben kann. Ich erinnere mich da zum Beispiel an Erich Altenkopf beim Dreh der Musicalfolge oder an Joachim Lätsch beim Dreh der Szenen auf dem Walfänger. Oft können sich die Darsteller nach solch außergewöhnlichen Drehs an jedes Detail während des Schminkens erinnern.
Was war dein absolutes Highlight in 10 Jahren "Sturm der Liebe"?
Die weißen Zähne unseres Doktors. Und der Dreh der Jubiläumsfolge zum 10-jährigen Jubiläum ganz allgemein. Ich bin stolz auf unsere Maskenabteilung, weil nach all den Jahren die Zusammenarbeit in dieser großen Gruppe immer noch so gut funktioniert. Und ich freue mich, dass wir trotz des Zeitdrucks viel Spaß mit den Schauspielern haben!
Das Interview führte Lena Kettner für das Erste.de.
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