SENDETERMIN Di., 20.06.23 | 05:30 Uhr

Service: Neuheiten von der Eurobike

mit Gunnar Fehlau, Fachjournalist

Service: Neues von der "Eurobike" | Video verfügbar bis 20.06.2025 | Bild: WDR

Info-Box: 2022 wurden laut Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) etwa 2,2 Millionen E-Bikes in Deutschland verkauft. Das ist knapp die Hälfte der insgesamt verkauften Räder. Auf der Internationalen Fahrradmesse Eurobike in Frankfurt werden die Neuheiten der Branche und die Trends der kommenden Monate gezeigt.

Wer jetzt ein neues E-Bike kaufen möchte, hat die Qual der Wahl. Gerade im Antriebsbereich gibt es viele verschiedene Hersteller, deren Motoren sich durch unterschiedliche Fahrcharakteristika und Leistungsdaten auszeichnen. Deshalb ist es sinnvoll, im Vorfeld zu entscheiden, für welchen primären Zweck das Rad eingesetzt werden soll. Für längere Touren oder kurze Wege? Auf Asphalt oder im Gelände? Daraus folgt der passende E-Bike-Typ. Der Markt bietet hier viele unterschiedliche Facetten vom sportlichen E-Mountainbike bis zum zuladungsstarken E-Cargo Bike.

Im zweiten Schritt stellt sich die Frage nach dem passenden Motor. Es gibt Motoren, die aus dem Stand turboähnlichen Schub bringen und solche, die sich eher durch ein sanftes, natürliches Fahrverhalten auszeichnen. Wieder andere Antriebe punkten durch eine direkte Kraftübertragung. Hier gibt es kein richtig oder falsch, sondern vornehmlich zählt das persönliche Empfinden. Deshalb lohnt sich immer eine Probefahrt beim Fachhändler, der unterschiedliche Systeme zur Auswahl anbietet.

Im dritten Schritt erfolgt dann die Auswahl des Akkus. Wie groß er sein soll, entscheidet die gewünschte Reichweite. Aber Achtung: Akkus mit besonders viel Kapazität sind schwerer und teurer. Wer nur selten lange Distanzen oder große Höhenunterschiede bewältigt, kann hier sparen. Es gibt auch Optionen wie sogenannte Range Extender: ein kompakter Zweit-Akku für den Wochenendausflug. Wichtig ist auch die Frage nach der Lademöglichkeit. Wer Steckdosen nur innerhalb der Wohnung zur Verfügung hat, sollte sich überlegen, ob ein E-Bike mit integriertem Akku wirklich sinnvoll ist. Immer wichtiger wird auch das Thema Digitalisierung. Schnittstellen mit Smartphone-Apps sind mittlerweile Standard und können für Nutzerinnen und Nutzer Vorteile bringen, zum Beispiel mit Informationen zu Serviceintervallen oder Ersatzteilen.

Unterscheidung E-Bike und Pedelec

Laut Umweltbundesamt sind nur circa ein Prozent der in Deutschland verkauften Fahrräder E-Bikes. 99 Prozent sind Pedelecs. Sie werden mit Muskelkraft angetrieben und durch einen elektrischen Motor unterstützt mit maximal 250 Watt Leistung und bis zu einer Geschwindigkeit von 25 KMH. Ein E-Bike hingegen kann rein elektrisch fahren. Abhängig von der Höchstgeschwindigkeit braucht es aber eine Mofaprüfbescheinigung oder einen Führerschein der Klasse AMG sowie eine Versicherung. Im Volksmund werden unter dem Begriff "E-Bikes" in der Regel aber "Pedelecs" verstanden.

Klein und leicht ist im Trend

Besonders im Trend sind aktuell sogenannte Light-E-Bikes. Dabei handelt es sich um sportliche Räder mit einem kompakten aber drehmomentstarken Motor, einem kleineren Akku und in vielen Fällen einer Smartphone-Schnittstelle anstelle eines Displays. Die Idee dahinter: Fahrgefühl und das einfache Handling eines konventionellen Fahrrads werden mit den Vorteilen der elektrischen Unterstützung kombiniert. Speziell im Bereich der sportlichen E-Mountainbikes sind diese Modelle gefragt. Auch leichte E-Urbanbikes profitieren von dem Trend. Galten E-Bikes im urbanen Bereich bislang als zu schwer, können diese Räder mit einem Gewicht von 15 bis 18 Kilogramm deutlich bequemer über Treppen oder kurze Passagen getragen werden. Der Trend befördert zudem die Renaissance des Hinterradnabenmotors. Im Gegensatz zum weiter verbreiteten Mittelmotor gilt dieser Antrieb als verschleißärmer. In der Regel sind E-Bikes mit Heckmotoren zudem etwas günstiger als solche mit Mittelmotor.

Alltagstauglichkeit und Sportlichkeit verbinden

Seit einigen Jahren wird das sogenannte SUV-E-Bike stark nachgefragt. Ähnlich wie beim SUV-Automobil handelt sich dabei um ein Bike, das alltagstauglich und sportlich ist, aber auch auf schlechten Wegen mühelos vorankommt. Markenzeichen sind breite, meist grobstollige MTB-Reifen, eine sportliche Sitzposition, manchmal sogar eine Vollfederung, kombiniert mit einer Vollausstattung mit Licht, Gepäckträger und Schutzblechen. Eine Neuheit der Eurobike befeuert in diesem Jahr diesen Trend und hebt E-Bikes technisch auf eine neue Stufe: Waren Motor und Schaltung bislang zwei voneinander unabhängige Systeme, gibt es jetzt erste Modelle, bei denen Motor und Getriebe in einem Gehäuse kombiniert sind. Das sorgt für abgestimmte, harmonische Schaltvorgänge, ein wartungsarmes System, da es keine offen liegenden Schaltkomponenten und Kabel mehr gibt und nicht zuletzt für eine bessere Fahrdynamik durch eine günstigere Gewichtsverteilung.

Cargo Bikes erhöhen die Vielfalt

Stark nachgefragt werden weiterhin Lastenräder, die sogenannten E-Cargo Bikes. Gerade Modelle mit längerem Gepäckträger oder Ladegutaufnahme im Rahmen stehen für nächstes Jahr in den Startlöchern. Ihr Reiz: Es lassen sich Lasten und Personen transportieren, sie benötigen aber selbst vergleichsweise wenig Platz. Viele dieser Räder rollen auf kompakten 20-Zoll-Reifen. Dadurch haben sie einen tiefen Schwerpunk, was das Manövrieren im Stadtverkehr erleichtert. In Sachen Transportkapazität und Zuladung bleiben die "Longjohn" genannten Konzepte mit einer Ladefläche vor dem Fahrenden aber vorn.