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Island beim Fußball – Ein unerschrockenes Volk

Island vor dem Spiel - Ein unerschrockenes Volk | Bild: imago/Ulmer/Teamfoto

Sie sind die Überraschung der Euro 2016, die Fußballspieler der isländischen Nationalmannschaft. Dass so ein kleines Land ein so gut aufspielendes Team hervorbringen kann – damit hat die europäische Fußballwelt nicht gerechnet. Ein ganzes Volk fiebert mit, und es werden immer mehr Fans – auch in den anderen Ländern.

Run auf Trikots der Nationalmannschaft

Valgir Vidarsson
Nur im Nationalmannschaftstrikot nach Frankreich: Valgir Vidarsson.

Auf Island waren die Trikots der Nationalmannschaft bereits ausverkauft. Doch endlich ist Nachschub da. Während andere das Spiel Italien gegen Deutschland verfolgen, verbringen Hunderte ihren Samstagabend mit Schlangestehen, um sich einzudecken. Valgir Vidarsson wartet seit über einer Stunde: "Seit Dienstag versuche ich ein Trikot zu kriegen, seitdem ich ein Ticket für das Spiel in Frankreich habe." 500 Stück hat der Laden bekommen, ein Vielfaches könnte verkauft werden. Pro Person wird nur ein Shirt abgegeben. Vidarrson hat Glück, nach einer weiteren Stunde Warten hat er sein Trikot bekommen. "Endlich das richtige Outfit für das Spiel", sagt er. Wie viele hier ist er überzeugt: seine Isländer gewinnen, im Elfmeterschießen.
Dann wird er sein neues Trikot mit noch mehr Stolz tragen. Abends um halb zehn hat Sportgeschäft noch einmal geöffnet. Die Kunden draußen warten geduldig und gut gelaunt bis sie dran sind.

Fast 700 Trainer mit UEFA-Lizenz imEinsatz

 Ejub Purisevic
Ejub Purisevic trainert Islands Erstligisten UMF Vikingur Olafsvik.

Auch in Olafsvik feuern sie das Team an. Drei Stunden entfernt von Reykjavik liegt das 1.000-Seelen-Nest,
das beispielhaft für das Fussball-Wunder ist. Der kleinste Erstliga-Verein Islands, UMF Vikingur Olafsvik, hat hier seine Heimat. 120 Mädchen und Jungen spielen in den Nachwuchsteams, das sind fast alle aus dem Dorf. Das Fussballcamp der Kleinen leitet der aus Bosnien stammende Chef-Coach der Großen, Ejub Purisevic. Er ist einer der fast 700 Trainer auf Island mit UEFA-Lizenz. "Wenn man den Fussball auf Island entwickeln will, ist es wichtig, möglichst früh viele der Kinder zu begeistern. Und dann wird das für sie eine Art Lifestyle, wenn sie älter werden", sagt Purisevic.

Die Familien leisten viel freiwillige Arbeit rund um den Sportplatz und die lokalen Fischereibetriebe unterstützen als Sponsoren. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Eines der Nachwuchsteams ist derzeit international unterwegs. "Unsere Unter-Zwölfjährigen haben bei einem Turnier in Barcelona gewonnen, gegen zwei katalanische Teams und eine Mannschaft aus Israel. Unser Torwart wurde zum besten Spieler des Turniers gewählt. Die Reise ist eine gute Investition in unsere Zukunft", sagt Sportdirektor Anton Jonas Illugason.

"Es ist kein Zufall, was in Frankreich passiert"

Fußball-Training in Olafsvik
120 Mädchen und Jungen spielen in den Nachwuchsteams von Olafsvik.

Als die Steuereinnahmen sprudelten – vor der Bankenkrise 2008 – hat die Regierung viel Geld in die Sportförderung investiert. Dadurch hat sich für den isländischen Fussball viel verändert. "Als ich jung war, hat irgendein Vater versucht, uns zu trainieren, wir sind einfach etwas im Kreis gelaufen und haben so vor uns hingespielt. Jetzt sind die Trainingseinheiten sehr viel professioneller und angemessener für die Kinder", sagt Ragnar Smari Gudmundsson, Vater eines Kindes. Trainer Eyub Perisevic ergänzt: "Es ist kein Zufall, was in Frankreich passiert. Der Erfolg unserer Nationalmannschaft hat sich über Jahre abgezeichnet. Es ist ein Weg, der vor langem begonnen wurde, der sich jetzt auszahlt."

Autor: Clas Oliver Richter, ARD-Studio Stokholm

Stand: 12.07.2019 05:15 Uhr

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