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Chile: Mehr Autonomie für die Osterinsel?

Chile: Mehr Autonomie für die Osterinsel? | Bild: Matthias Ebert / BR

Gigantische Statuen aus Vulkangestein: die Moai, Wahrzeichen der Osterinsel, die die Bewohner in ihrer polynesischen Sprache Rapa Nui nennen. Erst seit wenigen Wochen dürfen Touristen das abgelegene Eiland im Pazifik wieder besuchen.
Vor der Pandemie waren es die imposanten Moai, die Scharen von Touristen angelockt hatten. Sie sollen uralte Abbilder früherer Anführer des indigenen Rapa Nui-Volkes sein.

Chancen in der Pandemie

Viele Hotels mussten dichtmachen. Einer der überlebt hat, ist Edgard Hereveri. Weil die Öffnung der Insel von den Verantwortlichen anfangs immer wieder hinausgezögert wurde, war der Hotelbesitzer kurz davor, seinen Betrieb aufzugeben: "Wir haben während der Pandemie wieder mit dem uralten Tauschhandel begonnen. Fisch wurde gegen Obst und Gemüse getauscht. Wir haben mehr miteinander geteilt – so wie früher vor dem Tourismusboom."

Ein neues Gemeinschaftsgefühl sei entstanden, auch, was die Kultur betrifft. Mitten in der Pandemie hat Edgard wieder begonnen, Tanzabende in seinem Hotel zu veranstalten. Anstatt Show-Tänzerinnen treten jetzt lokale Tanzschulen auf. Im Publikum sitzen kaum mehr Touristen, sondern das Inselpublikum.
Ein neuer Stolz auf die eigene Kultur und eine Entschleunigung nach Jahren des Tourismusbooms: Sie hatte also offenbar auch ihr Gutes – die lange Pandemie-Isolation auf der Osterinsel.

Auch hier, auf dem Hof von Diana Edmunds und ihrem Mann Rene. Bienen züchtet die Familie schon seit Jahren. Doch während der Pandemie hat sich die Zahl ihrer Stöcke vervielfacht. Denn ohne Flüge vom Festland wollte plötzlich jeder auf der Insel Honig kaufen. Diana und Rene bauten auch einen Hühnerstall – für die Kinder ein Segen. Auch ihr Garten ist größer geworden: Hafer, Salat und Bananen – von allem bauen sie mehr an als früher.

Überall auf der Insel entstehen auch heute noch neue Bio-Plantagen und Gewächshäuser. Der Sinneswandel innerhalb der Gemeinschaft der Rapa Nui – er ist ganz offensichtlich gekommen, um zu bleiben.

Eine neue Verfassung?

Tiare Aguilera hat in der Hauptstadt Santiago den Entwurf für Chiles neue Verfassung mitgestaltet. Und der hat es in sich: "Die neue Verfassung würde unserer Insel viel mehr Autonomierechte geben: bei der Verwaltung, wirtschaftlich und auch sozial. Ein wichtiger Punkt wäre dann, dass die Oberhoheit über unseren Nationalpark mit den Moai-Statuen nicht mehr bei Chile läge, sondern für immer bei unserer Inselgemeinschaft." Am Ende blieben wohl auch mehr Einnahmen aus dem Tourismus auf der Insel. Nur wenige Insulaner wollen sich komplett von Chile lossagen. Die meisten werden wohl für die neue Verfassung stimmen, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft mit mehr Autonomie, wenn wieder mehr Touristen hierher pilgern.

Autor: Matthias Ebert, ARD Rio de Janeiro

Stand: 05.09.2022 09:54 Uhr

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