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Kosovo: Pulverfass Balkan – Wie geht’s weiter unter Trump?

Kosovo: Pulverfass Balkan – Wie geht’s weiter unter Trump? | Bild: Anna Tillack, ARD Wien

Unterwegs mit der US-Army auf Patrouille im Norden des Kosovo. 4500 internationale Soldaten der KFOR-Mission sollen hier für Sicherheit und Stabilität sorgen. Seit Kosovos Unabhängigkeit 2008 wird das Land von den USA protegiert. Das ist nach wie vor nötig, denn viele andere Staaten wie Russland und China erkennen den Kosovo nicht an, vor allem nicht der Nachbar Serbien. Aber wird die Unterstützung durch die Amerikaner auch unter einem Präsidenten Trump bleiben?

Die Mission hier ist nicht ungefährlich. In letzter Zeit kommt es wieder häufiger zu Anschlägen. Der letzte kurz nach Trumps Wahlsieg: im Norden Kosovos explodiert eine Wasserleitung.
In den serbischen Gemeinden im Norden des Kosovo hat die NATO keinen guten Ruf. Dafür wird er gefeiert: Donald Trump. Vor allem serbische Nationalisten erhoffen sich Unterstützung bei ihren Träumen nach dem großserbischen Reich. In einer Studie des europäischen Thinktanks ecfr heißt es: Eine erneute Amtszeit Trumps sei eine "signifikante Bedrohung", "Der Friede in der Region steht auf dem Spiel."
In Trumps erster Amtszeit gab es schon mal den Vorschlag, den serbischen Norden des Kosovo auszutauschen gegen die albanischen Gebiete im Süden Serbiens. Ein waghalsiger Plan, sagen Experten und fürchten, dass das nicht friedlich über die Bühne gehen würde.

Repressionen, Diskriminierung, Ausgrenzung

Währenddessen nehmen Repressionen gegen Minderheiten auf beiden Seiten der Grenze zu. Milica Andric Rakic, Mutter der fünfjährigen Mara, fühle sich als Serbin im Kosovo benachteiligt, erzählt sie. Serbische Einrichtungen wie Banken würden geschlossen, es gebe Schikanen bei Polizeikontrollen, man habe einfach keine Zukunft. Sie sagt, das Konzept der multiethnischen Gesellschaft sei gescheitert. Viele ihrer Freunde hätten bereits das Land verlassen - nach Serbien. Auch sie denkt darüber nach, mit ihrer Familie wegzuziehen.

Luftlinie 50 Kilometer weiter auf der anderen Seite der Grenze, in Serbien. Auch hier treffen wir Menschen, die sich als Minderheit vom Staat drangsaliert fühlen. Wir sind in Medveda, einem serbischen Dorf, in dem rund 15 Prozent Albaner leben. Doch ihre Zahl schwindet, denn seit einiger Zeit löscht der Staat Bürger aus dem Melderegister. Betroffen seien vor allem albanischstämmige Personen. Arben Ferati zeigt uns gesammelte Beweise und erhebt schwere Vorwürfe:: "Es ist ethnische Säuberung mit bürokratischen Mitteln, nichts anderes. Es ist gegen alle Gesetze und gegen die serbische Verfassung und es ist gegen die Grundrechte internationaler Verträge und Konventionen."

Zurück bei den US-Soldaten im Norden des Kosovo. An der Straßensperre ist ein Mann ausgestiegen. Auf unsere Kamera reagiert er aggressiv.
Die ersten konkreten Auswirkungen der Trumpschen Politik bekommt der Kosovo übrigens schon jetzt zu spüren. Bislang investierte die Entwicklungshilfeagentur USAID Millionen von Dollar im Land: Trump hat die Gelder nun eingefroren.

Anna Tillack, ARD Wien

Stand: 09.02.2025 23:53 Uhr

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