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Peru: Chinas Megahafen sorgt für Hoffnung und Angst

Peru: Chinas Megahafen sorgt für Hoffnung und Angst | Bild: Xenia Böttcher / ARD Rio de Janeiro

Alles klar Schiff? Jorge Nuñez wirft eben noch einen prüfenden Blick in das allerletzte freie Zimmer, sein Hotel ist seit kurzem ständig ausgebucht. Jorges Gäste, Ingenieure aus China, mögen es hier. Der Wind des Wandels weht im peruanischen Chancay - großes steht bevor.
Eine Riesenterrasse, Meerblick-Bungalows, Sauna und Konferenzräume. Jorge denkt groß. Sein Hotel ist erste Lage.

Fisch, Meer, ein bisschen Tourismus – und der Hafen

Im kleinen Städtchen zwischen Meer und Wüste, lebten die Menschen bislang vom Fischfang, der Fischmehlproduktion und etwas Tourismus. Denn Chancay bietet eine Art peruanisches Disneyland. Big Ben, nebst russischer Kathedrale und Ritterburg. Dahinter aber wächst jetzt das chinesische Großprojekt: Der Megahafen von Chancay, der bald eröffnen wird.
Rasch waren die Genehmigungen durchgewunken. Das staatliche chinesische Unternehmen Cosco baut an der schnellsten Seeverbindung zwischen Asien und Südamerika.

Mario de las Casas ist hier geboren. Der Mitarbeiter von Cosco denkt in Superlativen. Hier sieht er nicht etwa einen Erdhügel, er sieht Industrieparks, Fabriken, Arbeitsplätze… Dank China werde Peru endlich wachsen, aufsteigen. Mario zeigt sich genervt vom, wie er sagt, unfähigen Peru. Als arm, unterentwickelt und ja, erbärmlich bezeichnet er Chancay.

Expressroute über den Pazifik

Von Chancay nach Shanghai – den Chinesen sei zu verdanken, dass nun ein Hafen entstehe, der den Panamakanal in den Schatten stelle. Es geht aufwärts, nahezu vollautomatisch. Hier ist Platz für die weltgrößten Containerschiffe: Die könnten zum Beispiel Elektroautos bringen und Lebensmittel aus Peru mitnehmen. Und perspektivisch sind Exporte von Lithium, Kupfer, Rindfleisch und Soja aus ganz Südamerika denkbar: zehn Tage schneller als zuvor.
Für Peru bedeutet das, das rund um den vom chinesischen Cosco betriebenen Hafen neue Jobs entstehen, die Kaufkraft steigt und natürlich viel Prestige.

China bring Fortschritt, aber auch Angst und Unsicherheit, denn der Mega-Hafen wächst zwischen einem Naturschutzgebiet, dem kleinen Fischerhafen und einer einfachen Wohnsiedlung.
Miriam Arces ruhiges Leben änderte sich ohne Vorwarnung mit einer ersten Sprengung am frühen Morgen, direkt neben ihrer Wohnung. Miriam hat nicht selten Angst, dass die Wände einbrechen, denn bei ihr, genau wie bei ihren Nachbarn, haben die Wohnungen jetzt Risse. Irgendwann soll das behoben werden, wurde ihnen versprochen.

Coscos Hafen

Der Hausherr am Hafen ist nicht etwa Peru, sondern Cosco. Das staatliche Unternehmen entscheidet, wer zu welchem Preis an- und ablegt. Das war ein kleiner Skandal. Und der Verdacht der Korruption lag in der Luft.
China ist längst Handelspartner Nummer Eins im entwicklungshungrigen Südamerika. Der Megahafen verfestigt Partnerschaften und Abhängigkeiten und stärkt China wirtschaftlich und geopolitisch.
Bürgermeister Juan Alvarez Andrade beschwichtigt: "Gar keine Diskussion, es ist ein autoritäres Regime, das den Einzelnen nicht respektiert. Aber das ist bei ihnen zu Hause so. Hier im Peru können sie nicht bestimmen wie bei sich zu Hause."

Durch den Hafenbau jedenfalls wurde der einst breite Strand vor Jorges Hotel von Wellen weggefressen, dafür ein schäbiger Wellenbrecher verlegt, der nutzlos sei. Touristen werden hier wohl kaum mehr baden wollen.
Größer, schneller, mehr – das neuste Prestigeprojekt der chinesischen Seidenstraße steht in den Starlöchern und China baut seine Macht in der Welt weiter aus.

Autorin: Xenia Böttcher, ARD Rio de Janeiro

Stand: 10.11.2024 20:12 Uhr

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