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Ukraine: Frust an der Ostfront

Ukraine: Frust an der Ostfront | Bild: Birgit Virnich, ARD Kyjiw

Eine ganze Stadt packt ihre Koffer: Mittlerweile sind die russischen Truppen bis auf acht Kilometer an die Stadtgrenze von Pokrowsk herangerückt. Und auch Serhii und seine Frau Oksana haben Kisten gepackt. Die bringen sie nun zur Post. Der Andrang ist groß, zu groß. Die Mitarbeiter der Post kommen kaum hinterher. In ihrer Verzweiflung verschicken Menschen alles, selbst Kühlschränke mit der Post.
Den beiden bleiben nur noch eineinhalb Stunden bevor der Evakuierungszug abfährt. Serhii will ausharren, solange es geht. Er hat einen guten Job in der Zeche. Seine Frau Oksana und seinen Sohn Danylo will er in Sicherheit bringen, nach Odessa.
Es ist einer der letzten Evakuierungszüge aus Pokrowsk. Doch das wissen sie zu dem Zeitpunkt nicht.

Exil Odessa

Eine Woche später in Odessa: Noch ist alles ungewohnt, Erleichterung, hier zu sein, aber auch Trauer. In Gedanken ist sie aber immer noch in Pokrowsk bei ihrem Mann Serhii, erzählt sie mir, als wie sie besuchen.
Bislang ist ihr Haus, in dem auch ihr Mann wohnt, verschont geblieben. Sie hatten es gerade erst renoviert. 20 Jahre lang haben sie gespart und all ihr Geld ins Haus gesteckt.
Wie viele Menschen im Donbas, hätte sie sich gewünscht, dass die Truppen dort verstärkt worden wären: "Jeder hatte gehofft, dass es durch die Offensive in Kursk anders kommen würde, aber die Russen drängen noch entschiedener und schneller in unsere Richtung vor. Bis zuletzt haben wir gehofft und sind deswegen so lange geblieben. Ich möchte gar nicht drüber nachdenken, aber ich glaube, es wird nichts von der Stadt übrigbleiben, wie Bachmut und Avdiivka."

Jetzt heißt es für Oksana nach vorne schauen. Mit der Hilfe von Freunden haben sie ein erschwingliche Wohnung gefunden und eine gute Schule für ihren 12-jährigen Sohn Danylo.
Ihr älterer Sohn, Artem, ist zu Besuch. Oksana ist der Zusammenhalt der Familie wichtig – gerade jetzt. Jeden Tag versuchen sie mit ihrem Mann Serhii zu sprechen. In den letzten zwei Tagen war es schwierig. Kein Netz.
Jetzt wollen sie erst einmal Kraft tanken. Ein paar Stunden am Strand. Bei aller Sorge um Serhii in Pokrowsk können sie hier die Strapazen der letzten Monate hinter sich lassen. Noch sind sie in Gedanken in Pokrowsk, doch für die Familie steht fest: Sie werden alles tun, um hier ein neues Leben zu beginnen.

Autorin: Birgit Virnich, ARD Kyjiw

Stand: 08.09.2024 19:49 Uhr

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