Mo., 06.11.17 | 04:50 Uhr
Das Erste
USA: Ein Jahr Trump – Was sagen seine Wähler?
"Das war leicht: Frisbee-Spielen kurz vor der Schule. Leichtigkeit, das ist es, was Ralph Case zum ersten Mal so richtig verspürt, seit Donald Trump Präsident ist. Sein Leben als alleinerziehender Vater ist nicht unbedingt einfacher geworden, aber er ist jetzt viel optimistischer. Vor gut einem Jahr waren wir schon mal hier. Da hatte Ralph gerade eine lokale Wahlkampagne für Trump gestartet. Der 39-Jährige ist sein eigener Ein-Mann-Betrieb. "Seit ich wusste, dass Mister Trump Präsident werden wollte, war mir klar, das ist eine gute Wahl", sagt Ralph Case. "Ich als Bauunternehmer schaue zu ihm auf. Natürlich macht er das in einem viel größeren Rahmen, aber er weiß mit Geld umzugehen."
Hoffnung auf starken Mann hat sich erfüllt
Ralph Case lebt in Stark County in Ohio. Eine Region, die bekannt ist als Barometer für den Wahlausgang im ganzen Land. Vor einem Jahr haben sie hier überwältigend für Trump gestimmt. Begeistert spricht der Mann, der um jeden Dollar kämpfen muss, davon, wie unter Trump die Börsenkurse nach oben gehen und wie das Vertrauen in die Wirtschaft gewachsen ist. Wir fragen, was sich konkret im Leben des Selfmade-Handwerkers geändert hat. "Ich habe zu tun und verdiene mehr Geld", sagt er. "Wenn die Menschen keine Angst davor haben, ihre Häuser renovieren zu lassen –also das, was ich mache – dann habe ich ausreichend Arbeit, und das ernährt meine Familie." Seine Hoffnung nach einem starken Mann, nach einem, der alles anders macht, der "aufräumt", wie Ralph es nennt, hat sich erfüllt.
Die Menschen hoffen auf neue Arbeitsplätze
Die Gegend, aus der er kommt, kämpft seit Jahren mit dem wirtschaftlichen Niedergang. In der nahegelegenen Stadt Canton leben 30 Prozent der Menschen unter der Armutsgrenze. Es war einmal eine florierende Stahlarbeiterhochburg. Heute hoffen die Menschen auf Strukturwandel und neue Arbeitsplätze.
Ralph will seinem Sohn Mason eine Freude machen. Sonntagsausflug. Limousinenfahrer ist er nämlich auch noch. Ein Job allein reicht nicht. Dem Familienvater ist Trumps Rhetorik manchmal zu beleidigend. Doch der Handwerker hat unbegrenztes Vertrauen in den Multimillionär. "Alles wird wieder seine Ordnung haben", sagt Ralph Case. "Die Politiker dürfen sich nicht die Taschen vollstopfen. Die sollen für uns arbeiten, fürs amerikanische Volk. Das wird er wieder geraderücken."
Der US-Präsident bekommt hier Rückhalt
Besuch im Streichelzoo einer Freundin. Mary Greer hatte im Wahlkampf ihr kleines Pferd mit Trump-Werbung geschmückt. "Er will nur Gutes für uns alle", schwärmte sie damals im Interview. Heute darf das Minipferd wieder einfach Tier sein. Und der Präsident? Der werde unfair behandelt, finden Ralph wie Mary, vor allem von den Medien. "Er ist ein Mann mit Rückgrat", sagt Mary. "Das glaube ich wirklich. Er hat keine Angst, seine Meinung zu sagen. Die hören wir direkt von ihm. Durch seine Tweets. Nicht durch zweite, dritte oder vierte Hand. Und er erklärt sie auch. Die Leute sollten allerdings versuchen, ihn zu verstehen." Der Twitter-Präsident bekommt hier, was er braucht. Rückhalt für seine Politik. Gerade auch im Nordkorea-Konflikt. Mary ist so begeistert, dass sie ihm eine Halloween-Dekoration widmete. Trump hält Kim Jong-un einem Hai zum Fraß hin.
"Manchmal muss man einen Schlag einstecken"
Bei Ralph und seinen Söhnen soll es heute Burger geben. Für die Kleinfamilie etwas Besonderes. Mit anderen Trump-Fans treffen sie sich am späten Nachmittag. Dass ihr Präsident nicht all seine Versprechen gleich umsetzen konnte, sehen sie hier nicht sehr kritisch. "Manchmal muss man einen Schlag einstecken", sagt Mary Greer. "Das ist auch in der Wirtschaft so. Und dann kommst du stärker zurück als je zuvor."
Große Familie von Unterstützern
Noch immer wollen sie Hillary Clinton den Prozess machen. Der Wahlkampf hat sie zu einer großen Familie von Unterstützern gemacht. Ralph fühlt sich hier wohl. Mit seinem Kumpel Jeremy Caudill bewundert er die One-Man-Show von Donald Trump. "Er macht einen großartigen Job", sagt Jeremy. "Voller Energie. Trotz vieler Hindernisse. Er bleibt dran und lässt sich nicht verscheißern. Er macht es gut." Geht es nach ihnen, soll Donald Trump 2020 wieder kandidieren. Ihre Stimme hat er sicher. Sie glauben an ihn, egal, wie sehr er ihr Land vor eine Zerreißprobe stellt.
Autorin: Claudia Buckenmaier, ARD-Studio Washington
Stand: 31.07.2019 23:50 Uhr
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