So., 27.10.19 | 19:30 Uhr
Das Erste
USA: Familie wiedervereint nach Abschiebung
Vor einem Jahr hat der Weltspiegel über Rose aus Texas berichtet, deren Ehemann José nach El Salvador abgeschoben worden war. Einer der ersten unter der Regierung Trump, festgenommen und abgeführt wie ein Krimineller vor den Augen der Tochter. Obwohl er schon im Alter von 15 Jahren in die USA gekommen war, hatte er sich nicht rechtzeitig um die Aufenthaltsgenehmigung gekümmert. Seine Ehefrau war von jetzt auf gleich auf sich allein gestellt, musste mit einem Gehalt die beiden Kinder und das Haus versorgen – und hat gekämpft, damit ihr Mann zurückkommen kann.
Einfach Familienvater sein. José Escobar genießt diesen Moment in vollen Zügen. Heimkino mit Frau und Kindern. Mehr als zwei Jahre lang mussten sie ohne Ehemann und Vater zurechtkommen. José hatte die US-Bürgerin Rose geheiratet, war aber selbst illegal im Land und wurde als einer der ersten nach Donald Trumps Amtsantritt abgeschoben. "Wir teilen, wie eine Familie", mahnt der neunjährige Walter. Er wollte seine Mutter immer trösten: "Ich bin jetzt der Mann im Haus", sagte er ihr dann.
"Ich bin glücklich, weil meine Familie jetzt vollständig ist", sagt Walter Escobar. Und sein Vater ergänzt: "So langsam kehren wir in die Normalität zurück. So wie es sein soll. Aber es ist sogar besser: Im Grunde steht die Welt uns jetzt offen." Die vierjährige Carmen sucht immer die Nähe ihres Vaters. Sie war dabei, als José bei einem Routinetermin auf der Behörde verhaftet wurde. Eine traumatische Erfahrung. Sie hörte erst einmal auf zu sprechen.
Zehnjähriges Einreiseverbot aufgehoben
Am 1. Juli die große Überraschung: Al Green, der demokratische Kongressabgeordnete für den Bezirk, in dem die Escobars leben, bringt José zurück in die USA. Gemeinsam mit einem Anwalt hat er die US-Botschaft in El Salvador überzeugt, Josés zehnjähriges Einreiseverbot aufzuheben. Rose hat gekämpft, wie eine Löwin, sagt sie selbst. Sie hat nie aufgegeben.
José hat sich immer ans Gesetz gehalten. Er gründet eine Familie, hat einen guten Job, baut sich ein Zuhause auf. Und dann ist plötzlich alles weg. "Ich saß in El Salvador, zweieinhalb Jahre lang, und hab nichts gemacht. Es fühlte sich an wie im Gefängnis, weil ich ja nichts tun konnte." José wollte, dass Rose seinen Pickup verkauft, da sie jeden Cent gebrauchen konnte, ohne sein Gehalt, aber Rose weigerte sich. Jetzt ist ihr Mann froh. "Ich muss ihm seine Rolle zurückgeben, als Mann im Haus, als Ernährer, und ich kann die Mum sein und entspannen. Aber wir sind noch nicht da", sagt Rose Escobar.
Neue Freiheit mit Green Card
Nach seiner Rückkehr kann José sofort wieder bei seinem alten Arbeitgeber anfangen. Mit dem Geld repariert er sein Auto, das etwas gelitten hat, unter der langen Standzeit. Der 33 Jahre alte Familienvater genießt es, Ausflüge zu machen. In die Innenstadt von Houston, aber auch weiter weg. Er hat jetzt eine Green Card. Er kann reisen, ohne Angst vor Kontrollen.
Die Zeit, die José von seinen Kindern getrennt war, kann ihm niemand zurückgeben. Er will nicht daran denken, er will einfach nur nach vorn schauen. Doch Rose macht es noch immer wütend: "Zweieinhalb Jahre waren wir getrennt, er hat viele besondere Momente verpasst. Als Carmen laufen lernte, als sie keine Windeln mehr brauchte, ihr erster Tag im Kindergarten. Das schmerzt. Alles hing an mir. Wenn ich jetzt darüber rede, es war schwer."
Jose weiß, wie viel er seiner Frau zu verdanken hat: "Sie bleibt nicht still. Und das ist gut. Denn es geht nicht nur um uns. Die Menschen müssen erfahren, dass es vielen anderen Familien genauso ergeht." Noch sind sie dabei, sich im gemeinsamen Alltag wieder zurecht zu finden. José müsse lernen, nein zu sagen, erzählt Rose. Die Kinder haben längst begriffen, dass ihr Vater ihnen nur selten einen Wunsch abschlagen kann.
Escobars wollen sich im Präsidentschaftswahlkampf engagieren
Was die Escobars in den letzten Jahren erlebt haben, hat die beiden politisiert. Zuhause hat Rose ihren Kampf für Josés Rückkehr dokumentiert. Entscheidend, davon ist sie überzeugt, war die Chance, ihren Fall in der US-Botschaft in El Salvador zu schildern: "Wir waren keine Akte mehr. Es gab ein Gesicht. Da war eine Familie. Sie konnten das sehen. Und sie hatten Mitgefühl. Sie sahen uns als das, was wir waren. Das half sehr."
Nun wollen sie anderen helfen und sich im Präsidentschaftswahlkampf engagieren. Doch was, wenn Donald Trump wiedergewählt werden sollte? "Man muss es respektieren. Er ist der Präsident. Man kann verschiedener Meinung sein, aber er ist der Präsident. Es ist, wie es ist. Man muss demokratisch sein, in so einer Situation", sagt José Escobar.
In drei Jahren kann José die Staatsbürgerschaft beantragen. Und er will es auch, denn die USA sind sein Zuhause.
Autorin: Claudia Buckenmaier, ARD Washington
Stand: 27.10.2019 20:25 Uhr
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