So., 16.08.20 | 19:20 Uhr
Das Erste
Zypern: 60 Jahre Unabhängigkeit – wie frei ist Zypern?
Es ist genau 60 Jahre her, dass Zypern seine Unabhängigkeit vom britischen Empire erlangen konnte. Die erhoffte Entspannung bleibt allerdings aus – im Gegenteil: Als Zypern unabhängig wird, eskaliert der Konflikt zwischen der griechischen und türkischen Bevölkerung immer weiter.
Griechische Nationalisten putschen gegen den zypriotischen Präsidenten Makarios. Sie wollen, dass Zypern ganz zu Griechenland gehört. Das will die Türkei verhindern. Marschiert 1974 in Zypern ein - besetzt den Norden der Insel. Tausende Menschen sterben. Seitdem ist Zypern geteilt. In einen griechischen Teil im Süden und den türkisch kontrollierten Norden. Etwa 170.000 griechische Zyprer fliehen in den Süden oder werden vertrieben. Umgekehrt fliehen rund 50.000 türkische Zyprer in den Norden. Eine sogenannte Demarkationslinie trennt die beiden Teile. In der Puffer-Zone sind Friedenstruppen der Vereinten Nationen stationiert – bs heute. Im November 1983 wird offiziell die Türkische Republik Nordzypern ausgerufen, anerkannt bis heute nur von der Türkei.
Zypern: der große Konfliktherd in Europa
22 Jahre lang ist es relativ ruhig. Dann eskaliert die Situation wieder. Griechen versuchen die Grenze zu durchbrechen. Als der 26-Jährige Solomos Solomou auf einen Fahnenmast klettert, um die Flagge der Türkei zu entfernen, erschießen ihn türkische Soldaten.
2004 dann der Versuch einer Wiedervereinigung, die Vereinten Nationen vermitteln. Der griechische Bevölkerungsteil lehnt den Plan ab, während die türkische Seite zustimmt. Einen Monat später tritt der südliche griechische Teil der EU bei. Ein Teil der Grenze wird eingerissen. Doch ein Durchbruch in den Friedensverhandlungen bleibt aus. Bis heute ist Zypern der große Konfliktherd in Europa. Und eine Lösung ist nicht in Sicht.
Autorin: Katharina Willinger, ARD-Studio Istanbul
Stand: 24.09.2020 21:06 Uhr
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