So., 19.01.25 | 21:45 Uhr
Das Erste
Trump zurück im Weißen Haus – was jetzt, Frau Baerbock?
Donald Trump kehrt zurück: Am Montag wird der Republikaner als 47. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Schon vor dem offiziellen Beginn seiner zweiten Amtszeit hat Trump mit unmissverständlichen Forderungen und provokanten Ansagen die Weltpolitik in Bewegung gebracht – und Europa steht vor der Herausforderung, seine Position zwischen Eigenständigkeit und Partnerschaft mit den USA neu zu definieren. Wie sollen die EU und insbesondere Deutschland auf die außenpolitischen Pläne Trumps reagieren? Droht ein neuer Handelskrieg? Und kann Trump die Hoffnungen auf Frieden in der Ukraine einlösen?
Annalena Baerbock
Die Bundesaußenministerin von den Grünen setzt auf ein starkes, vereintes Europa, in dem zukünftig wieder ein friedliches Leben für jeden möglich werden soll: „Wenn andere sagen ‚my country first‘, sagen wir ‚Europe united‘“. In der Debatte um Donald Trump stellt sie klar: Europa darf sich nicht verunsichern lassen, sondern muss selbstbewusst für seine Werte und Interessen einstehen. Deutschland müsse sich stärker engagieren, indem es seine Verteidigungsausgaben erhöht und weiterhin Verantwortung für die Ukraine übernimmt. Baerbock schließt in dem Zusammenhang auch die Beteiligung Deutschlands an einer Schutztruppe zur Sicherung eines möglichen Waffenstillstands in der Ukraine nicht aus.
Wolfgang Ischinger
Der ehemalige Chef der Münchner Sicherheitskonferenz zählt zu den erfahrensten Diplomaten der Bundesrepublik. Von 2001 bis 2006 war Ischinger deutscher Botschafter in den USA. Wenige Tage vor dem Amtsantritt Donald Trumps warnt er: „Europa ist sicherheitspolitisch vollkommen abhängig, insbesondere von den USA – heute noch abhängiger als wir es seit dem Zerfall der Sowjetunion je gewesen sind.“ Auch in Handelsfragen sei die EU vollkommen unvorbereitet, weil ihre 27 Mitgliedsstaaten Kleinstaaterei betrieben, statt mit einer Stimme zu sprechen. Ein Ende des Krieges gegen die Ukraine erfordert aus Sicht des Botschafters a. D. mehr als nur einen Waffenstillstand. Man werde dazu mit Moskau über grundsätzlichere Fragen der europäischen Sicherheitsarchitektur sprechen müssen.
Kenneth Weinstein
Kenneth Weinstein ist Vorstandsmitglied des renommierten Hudson Institute und europapolitischer Berater des Trump-Teams. Als scharfsinniger Analyst ordnet er Trumps Außenpolitik ein und erklärt, was der neue US-Präsident plant. Er ist überzeugt davon, dass Donald Trump kein gewöhnlicher Politiker ist, sondern jemand, der “über den Tellerrand hinausschaut". Worauf sich Deutschland und Europa unter dem neuen US-Präsidenten gefasst machen müssen und welchen Einfluss Trump auf den Krieg in der Ukraine nehmen kann, erklärt der Außenpolitik-Experte in der Sendung.