So., 17.11.24 | 23:40 Uhr
Das Erste
Daniela Krien: "Mein drittes Leben"
Daniela Krien: "Mein drittes Leben"
Kühl und klar sind die Früchte dieses Buches. Kühl und klar die Sätze und Haltungen der Figuren. Kühl und klar und ein wenig bitter, wie Schlehen nach dem ersten Rauhreif. Und ebenso stachelig wie deren Geäst ist das Leben in seiner rauen, unverstellten Gestalt. Der Tod des eigenen Kindes. Die absolut größte Katastrophe. Der Krebs der Mutter des Kindes, aus deren Perspektive erzählt wird, der Krebs der Mutter von ihr selber als nur konsequent wahrgenommen. Das ist hart, beeindruckend und groß in seiner Klarheit. Eine Ehe, die zerbricht, nicht wegen einer Geliebten des Mannes, die Ehe zerbricht an der konsequenten Haltung der Frau nach dem Tod des Kindes und dem überstanden Krebs.
Die Ehe zerbricht, obwohl die Frau ehrlich sagen kann, dass sie ihren Mann liebt. Nur das gemeinsame Leben will sie nicht mehr. Kann sie nicht mehr. Der Mann ist zu sehr mit der toten Tochter verbunden. Und er hat die Trauer weiter hinter sich gelassen als die Mutter. Sie, die einmal chic gewesen sein muss, will weg, will das Leben auf einem Bauernhof, mit Hund und Hühnern und dem ganz alltäglichen Leben. Ein Leben, um zu vergessen, nein, nicht um zu vergessen, nur, um klar zu kommen nach dem Tod des Kindes. Ein einfaches Leben mit den einfachen Dingen und den einfachen Gefahren. Ein Bussard, der aus dem Himmel herunterfährt und eines der Hühner sich greift. Und wie die Frau darauf reagiert. Das ist alles sehr überzeugend erzählt.
Stand: 17.11.2024 23:42 Uhr
Kommentare