So., 17.11.24 | 23:40 Uhr
Das Erste
Denis Scheck empfiehlt: "Pax" von Tom Holland
Das römische Imperium ist ein ferner Spiegel, in dem wir immer wieder neu mit nie versiegender Faszination das Gesicht unserer jeweiligen Gegenwart erkennen. Der britische Historiker Tom Holland, weltberühmt durch seinen legendären Podcast "The Rest is History …", zeichnet in "Pax" nun das Goldene Zeitalter Roms im ersten und zweiten Jahrhundert bis zu Kaiser Hadrian nach.
Holland erzählt diese Geschichte derb, voller Blutströme und entsetzlicher Gewalt: Ob Nero seinen Lustknaben Sporus kastrieren läßt, um ihn zum Double seiner verstorbenen Frau zu machen. Ob der Terror des Vierkaiserjahres 69 nach Christus Rom in den Bürgerkrieg zu stürzen droht. Oder ob die zunehmende Paranoia des letzten Flaviers Domitian schließlich tatsächlich zu seiner Ermordung durch seine engsten Mitarbeiter führt, die zu Mörder wurden, weil sie selbst um ihr Leben fürchteten – wir lesen diese Geschichten mit erkenntnisträchtigem Schaudern, weil wir wissen, dass sie sich bis auf den heutigen Tag wiederholen. Putin, Kim Jong-un oder Ayatollah Khamenei können sich nicht beruhigter zu Bett legen als Nero oder Domitian.
Tom Holland schildert die Römer als erbarmungslose Sklavenhalter, Kolonisatoren, Imperialisten, die ihr Imperium auf eine schreckenerregende Militärmaschinerie stützten. Eines aber, das macht Tom Holland in "Pax" sehr deutlich, waren sie nicht: Rassisten. Römersein war keine Frage der Hautfarbe. Dies ist nicht die trivialste Erkenntnis aus Hollands faszinierendem Werk. Also vertrauen Sie mir, ich weiß, was ich tue, und lesen Sie "Pax" von Tom Holland, erschienen in der deutschen Übersetzung von Susanne Held im Klett-Cotta-Verlag.
Tom Holland: "Pax" (Klett-Cotta)
Stand: 17.11.2024 23:42 Uhr
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