So., 09.03.08 | 17:03 Uhr
Das Erste
"Was uns nicht umbringt..."
Gutes Training muss weh tun! Von nichts kommt schließlich nichts und viel hilft viel. Stimmt das wirklich?
Wie viel Schweiß und Schmerzen sind nötig, damit aus dem Waschbärbauch ein Waschbrettbauch wird?
Wer schnell fit werden will, muss viel trainieren, soviel ist richtig. Jeden Tag zu trainieren, ist jedoch Unsinn. Während eines Trainings wird der Körper nämlich nicht stärker, sondern schwächer. Genau wie wir schlafen müssen, um uns zu erholen, brauchen auch die Muskeln eine Pause. Erst in der Ruhephase kann der Körper mit dem Muskelaufbau beginnen. Mehr Muskeln bekommt man also nicht durch mehr Training, sondern durch richtig dosierte Pausen. Zwischen den Trainingseinheiten sollten mindestens 48 Stunden liegen. Viel hilft viel – das ist falsch!
Die Dosis macht’s
Sport trainiert nicht nur die Muskeln, sondern auch das Immunsystem. Wer regelmäßig Sport treibt, ist besser vor Infekten geschützt. Weil es bei körperlicher Anstrengung ständig zu kleinen Verletzungen kommt, vermehren sich die Abwehrzellen. Sport ist also gesund! Allerdings nur, wenn man nicht zu hart trainiert. Denn dann machen nicht nur die Muskeln, sondern auch die Abwehrzellen schlapp. Das sieht man bei Leistungssportlern.
Nach langdauernden Belastungen wie einem Marathon oder Radrennfahrten erkranken sie häufig an Infekten, weil die Immunsystem überlastet ist. Auf keinen Fall lässt sich durch Sport eine Krankheit „ausschwitzen“. Das bei einem kranken Organismus ohnehin belastete Immunsystem wird durch zusätzliche Belastung leicht überfordert. Dadurch kann es zu einem Kreislaufkollaps oder Herzrhythmusstörungen kommen.
Bei Fieber gilt absolutes Sportverbot! Viel hilft viel – wieder stimmt das nicht!
Schwitzen muss sein
Schlank werden ohne Schwitzen – auch das funktioniert leider nicht. Zwischen sechzig und achtzig Prozent der maximalen Herzfrequenz muss der Puls schon haben. Bei einem jungen Mann sind das etwa 140 Schläge pro Minute. Darunter gibt es keinen sichtbaren Trainingserfolg. Aber der Bauch schmilzt nicht schneller, wenn man schneller läuft! Bei zu hohem Puls wird nämlich kaum Fett verbrannt. Dann verfeuert der Körper hauptsächlich Zucker.
Muskelkater ist ein Warnsignal
Gutes Training hat Folgen! Muskeln zum Beispiel. Aber auch Schmerzen? Ist ein ordentlicher Muskelkater wirklich ein Zeichen für besonders effektives Training? Nein. Muskelkater ist ein Zeichen dafür, dass es zu Mikroverletzungen in der Muskulatur gekommen ist.
Also ein Alarmsignal: Der Körper warnt vor Überlastung. Deshalb sollte man bei Muskelkater auch nicht weitertrainieren, sondern sich guten Gewissens entspannen. Am besten bei einem warmen Bad oder in der Sauna.
Für ein gesundes und ausgewogenes Training ist „Viel hilft viel“ also kein gutes Leitmotiv.
Autor: Christine Buth
Adressen & Links
Institut für Sport und Sportwissenschaften
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Universität Kiel
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Tel.: 0431 - 880 - 48 12
Fax: 0431 - 5 47 79 63
Internet: http://www.hochschulsport.uni-kiel.de/
Literatur
Das große Fitnessbuch– Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer
Autor: Christoph Delp
Verlag: Pietsch Verlag
ISBN-Nr. 3-6135-0500-2
Stand: 11.05.2012 13:02 Uhr