So., 06.03.11 | 17:03 Uhr
Das Erste
Das Wunder Mensch
Unser Herz schlägt schon wenige Wochen nach der Zeugung – es ist eines unserer ersten funktionierenden Organe. Der Embryo ist da gerade fünf Millimeter groß! Danach darf unser Herz nie mehr aufhören zu schlagen, nicht aussetzen, keine Pause einlegen. Und im Verlauf unseres ganzen Lebens schlägt es etwa drei Milliarden Mal – nonstop!
Die Blutmenge, die unser Herz dabei pumpen muss, ist kaum fassbar. Mit jedem Schlag pumpt es zwar kaum ein zehntel Liter durch den Körper. Doch das addiert sich... Stellen wir uns vor, unser Blut wäre Farbe. Wie lange müsste unser Herz pumpen, damit wir genug Farbe hätten, um ein ganzes Frachtschiff zu streichen? Einen Monat? Ein Jahr? Ein ganzes Leben lang? Die Antwort: Unser Herz pumpt an einem einzigen Tag genug, um ein Frachtschiff zwei Mal komplett anzustreichen: rund 8.000 Liter! Und das jeden Tag! In einem Jahr macht das fast drei Millionen Liter, genug für 730 Anstriche!
Wo liegen unsere schnellsten Knochen? Im Ohr!
Wer den Trommelwirbel eines Schlagzeugers beobachtet, könnte niemals mitzählen, wie oft seine Trommelstöcke pro Sekunde auf die Trommel treffen. Die schnellsten Schlagzeuger der Welt schaffen über 1.000 Schläge pro Minute, genauer: 17 Schläge pro Sekunde!
Doch das verblasst gegen die Höchstleistungen, die unsere Gehörknöchelchen in unserem Ohr ohne Mühe absolvieren. Diese Knöchelchen sind winzig klein. Der kleinste, Steigbügel genannt, ist gerade mal drei Millimeter groß. Doch gerade ihre Zierlichkeit macht unsere Gehörknöchelchen so schnell. In unserem Mittelohr übernehmen sie die Schwingungen der Schallwellen, die auf unser Trommelfell treffen und helfen uns, diese Schallwellen in elektrische Signale für unser Gehirn zu übertragen. Die höchsten für uns hörbaren Töne schwingen tausend mal schneller als Trommelstöcke – mit 20.000 Hertz. Und das bedeutet: Sie bringen unsere Gehörknöchelchen auf 20.000 Schwingungen pro Sekunde!
Wie weit das Auge reicht - bis zur Galaxie Andromeda...
Wie weit kann unser Auge schauen? Wenn wir auf der Erde unseren Blick horizontal in die Ferne richten, sehen wir meist nicht mehr als einige Kilometer weit – der Rest verschwindet im Dunst oder hinter dem Horizont. Doch wenn wir nachts bei klarem Wetter in den Himmel gucken, können wir Sterne erkennen, die Lichtjahre von uns entfernt sind. Und ein einziges Lichtjahr zählt schon sagenhafte 9,5 Billionen Kilometer! Doch damit nicht genug. Das mit am weitesten entfernte Sternenobjekt, das wir gerade noch mit bloßem Auge erkennen können, ist unsere Nachbar-Galaxie Andromeda. Sie ist 2,5 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Oder umgerechnet: 24.000.000.000.000.000.000 Kilometer – 24 Trillionen Kilometer!
Auch die Zahl der Farben, die wir unterscheiden können, wird meist unterschätzt. Wir haben probeweise eine Straßenumfrage gemacht: Die meisten Passanten gingen nur von zehn bis maximal einigen tausend Farben aus. Tatsächlich kann unser Auge sieben Millionen Farben unterscheiden! Das ist auch der Grund, warum frühere Computermonitore, die nur 256 Farben darstellen konnten, Farbfotos für unser Auge nur sehr unvollkommen wiedergaben.
Supercomputer Gehirn
Moderne Schachcomputer lassen heutzutage die menschlichen Großmeister des Brettspiels oft alt aussehen. Sind Computer also bereits leistungsfähiger als unser menschliches Gehirn?
Was bei dem Schachcomputer-Vergleich leicht übersehen wird: Das Gehirn des menschlichen Schachspielers verarbeitet und steuert – während er Schach auf höchstem Niveau spielt – noch hunderte weitere komplexe Aktivitäten parallel. Nicht nur die Eindrücke aller Sinnesorgane, auch die Berechnung des Gleichgewichts, alle Körperbewegungen, die Steuerung aller inneren Organe zählen dazu. Während Computer zwar in Sachen Rechengeschwindigkeit schon längst das menschliche Gehirn weit übertroffen haben, sind unsere grauen Zellen in Sachen Multitasking auf absehbare Zeit unschlagbar. Besonders wenn man bedenkt, dass hier nicht nur viele hundert Aufgaben isoliert nebeneinander erledigt werden, sondern fast alle Körperfunktionen auch noch eng miteinander vernetzt gesteuert werden.
100 Billionen Verbindungen
Jede unserer rund 100 Milliarden Gehirnzellen ist für diese komplexe Arbeit mit aberhunderten von anderen Hirnzellen verbunden. Insgesamt gibt es mindestens 100 Billionen solcher Verbindungen, die sogenannten Synapsen. 100 Billionen Synapsen! Eine unvorstellbare Zahl – so kann man sie sich aber klar machen: Wenn jeder der knapp sieben Milliarden Menschen zur selben Zeit 15.000 Telefongespräche gleichzeitig führen würde, dann wären das 100 Billionen Verbindungen. Kein Wunder, dass unser Gehirn 20 Prozent allen Sauerstoffs verbraucht, den wir einatmen!
Autor: Mike Schaefer (WDR)
Stand: 05.08.2015 11:31 Uhr