Fragen an Michael Degen
Herr Degen, was berührte Sie an der Geschichte "Masada", warum hatten Sie sich entschlossen, die Figur des Avram Salzman zu spielen?
Avram Salzman ist ein Mann, der die Traumata seiner Kindheit nie ganz überwunden hat. Die Schrecken der Vergangenheit holen ihn immer wieder ein. Dieser Teil der fiktiven Geschichte hat auch mit meiner Lebensgeschichte zu tun. Das zu spielen fand ich reizvoll. Davon abgesehen bin ich sehr gern in Israel, und die Aussicht auf einen vierwöchigen Dreh in dem Land, das in den 1950er Jahren zwei Jahre lang meine Heimat war, fand ich ebenfalls sehr verlockend.
Sie drehen immer mal wieder in Israel. Wie fühlt es sich an, in Ihrer zweiten Heimat vor der Kamera zu stehen?
Prima. Ich kenne das Land, und ich kenne die Menschen. Sie sind auf den ersten Blick ein bisschen rau im Umgang, aber das ist dem Umstand geschuldet, dass sie in einem Land leben, das immer noch massiv von außen bedroht wird und in dem es immer wieder Terroranschläge gibt. Trotzdem fühle ich mich nirgends so sicher wie dort. In meiner freien Zeit bin ich mit meiner Frau durchs Land gereist. Ich war zum ersten Mal in Caesarea, das habe ich früher nie geschafft. Diese riesengroße Ausgrabungsstätte direkt am Meer ist unglaublich beeindruckend. Und ich konnte natürlich in den vier Wochen mein eingerostetes Hebräisch wieder ein bisschen aufpolieren.
Die Reihe "Der Tel-Aviv-Krimi" setzt sich auf verschiedene Weise mit der gesellschaftspolitischen Situation und vor allem mit den unterschiedlichen Glaubensrichtungen der Menschen auseinander, die in Israel leben. Sara Stein ist bewusst als eine Figur angelegt, die als Deutsche mit jüdischen Wurzeln mit ihrer Identität hadert. Inwieweit interessierte Sie dieser Ansatz?
Viele Menschen hadern mit ihrer Identität, dazu muss man keine deutsche Jüdin sein. Für mich ist dieser Ansatz eher neben sächlich, aber vielleicht bringt er die Zuschauer auf die Idee, etwas mehr über das Leben jüdischer Menschen in Deutschland nachzudenken.
In Italien arbeiten wir mit einem deutschen Team, deshalb gibt es kaum Unterschiede zu Dreharbeiten in Deutschland. In israelischen Teams dagegen wird öfter mal improvisiert. Wir hatten viele Regentage, was dort ziemlich außergewöhnlich ist. Regenschirme gab es keine. Aber dafür jede Menge großer Sonnenschirme, die man bei der normalerweise herrschenden Hitze dringend braucht. Also haben uns die Kostümleute eben mit knallgelben Sonnenschirmen zum Set geleitet. Jeder hatte seinen eigenen. Und dann herrschte ein geradezu babylonisches Sprachgewirr am Set: Das Team und die Schauspieler sprachen Englisch miteinander, mit meinen beiden Filmsöhnen habe ich in den Drehpausen Hebräisch gesprochen. Katha- rina Lorenz, Samuel Finzi und ich haben unsere Dialoge auf Deutsch gesprochen, die israelischen Kollegen haben uns mal auf Hebräisch, mal auf Englisch geantwortet.
Sie haben viele Rollen verkörpert. Was muss eine Filmrolle mitbringen, damit Sie ihr den Zuschlag geben?
Glaubwürdigkeit.
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