Helmut Zerlett – Musik

Charlotte (Kristin Suckow) lässt sich auf die Zusammenarbeit mit Conrad (David Rott, re.) ein.
Charlotte lässt sich auf die Zusammenarbeit mit Conrad ein. | Bild: ARD Degeto / Thomas Neumeier

Herr Zerlett, in „Da hilft nur beten!“ treffen zwei Welten aufeinander: die abgeschiedene Welt des Klosters und die dynamische Welt der Werbung. Wie kann man diese beiden Welten musikalisch verbinden?

Das war in der Tat eine Herausforderung! Ich hatte jedoch das große Glück, dass Micky Rowitz, der diesen Film wunderbar inszenierte, mir half, diese schwierige Aufgabe zu meistern. Seine Vision, einen musikalischen Ton zu finden, der die klerikale und die „weltliche“ Geschichte in dem Film zusammenhält, fand ich sehr spannend. Wir haben quasi aus beiden Welten Elemente genommen, um beides zu vereinen, ohne den einen oder anderen Aspekt oberflächlich darzustellen.

Eine Rückblende aus meinem Leben: Meine ersten „Auftritte“ waren als 7-jähriger Messdiener die Schellen bei der heiligen Wandlung zu spielen. Und später durfte ich dann auch auf der großen Kirchenorgel improvisieren, wenn gerade keine Messe war. In der Kirche saßen dann nur vereinzelt ein paar Nonnen, die sich manchmal irritiert umschauten, wenn es mich mit meinen Improvisationen in die atonale Welt versetzte … Das war ziemlich aufregend!

Im Film werden Werbespots beschrieben, die musikalisch sehr emotional untermalt sind. Wie kann Musik visualisieren? Bedingten diese Kompositionen, die Bilder erschaffen, eine besondere Herangehensweise?

Micky hatte bereits im Schnitt sehr gute Musik unter die Werbespots gelegt. Für mich war dann klar, welche musikalische Visualisierung da transportiert werden sollte. Aber Musik ist für mich schon immer sehr visuell gewesen. Meine Eltern hatten einen Plattenwechsler (!), auf dem ich als 5-jähriger „Banana Boat“ von Harry Belafonte gehört habe. Dabei habe ich mir immer die hart arbeitenden Sklaven auf dem Boot vorgestellt und war gefühlt mit an Bord …

Sie waren Mitglied der „Neuen Deutschen Welle“, gelten als Mitbegründer des Ethno-Dancefloors. Seit fast 40 Jahren arbeiten Sie sehr erfolgreich als Filmkomponist. Wie kamen Sie zu diesem Beruf?

Ich hatte mit 13 Jahren meine erste eigene Band und habe prinzipiell nur Eigenkompositionen gespielt. Irgendwann, als ich merkte, dass mir der kreative Prozess des Komponierens am meisten liegt, war der Weg zur Filmmusik eigentlich vorgegeben.

Wenn man mich fragt, welcher Musikstil mir am besten gefällt, kann ich immer nur antworten: „Musik, die mich berührt!“ Ich bin offen für alle Stilrichtungen. Das macht es auch leichter, sich auf einen neuen Film einzulassen. Denn jeder Film braucht seinen eigenen Ton, seine eigene Musik.

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