Fragen an Holger Karsten Schmidt

Katharina Bühler (Kamera), Florian Baxmeyer (Regie), Aaron Hilmer (Rolle Miki Witt), Gregor Bloéb (Rolle Klaus Witt), Anja Kling (Rolle Nikola Walter), Anna Bederke (Rolle Sarah Brandt), Oliver Schündler (Produzent Lucky Bird Pictures) und Oliver Masucci (Rolle Mario Lobeck)
Katharina Bühler (Kamera), Florian Baxmeyer (Regie), Aaron Hilmer (Rolle Miki Witt), Gregor Bloéb (Rolle Klaus Witt), Anja Kling (Rolle Nikola Walter), Anna Bederke (Rolle Sarah Brandt), Oliver Schündler (Produzent Lucky Bird Pictures) und Oliver Masucci (Rolle Mario Lobeck) | Bild: ARD Degeto / Stephan Rabold

Welche Eigenschaften sollte man als Zeugenschützer mitbringen, was sind das für Leute?

Es sind kluge, umsichtige und empathische Personen, die zwar ein Vertrauensverhältnis zu ihren Schutzbefohlenen aufbauen müssen, während sie dabei aber gleichzeitig ein Auge darauf haben müssen, dass dieses Verhältnis nicht ins Private abrutscht. Ohne Zweifel werden hohe Anforderungen an ihre Integrität wie an ihre räumliche und geistige Flexibilität gestellt.

Wie sahen Ihre Recherchen aus? Und Hand aufs Herz: Wie realistisch ist Ihr Drehbuch?

Ich habe mich zum Komplex Zeugenschutz von einem Mitarbeiter des LKA Hamburg beraten lassen, den ich mit meinen Fragen löchern durfte. Mein Drehbuch ist daher diesbezüglich sehr authentisch. Akut gefährdete Personen werden mit ihrem Umfeld "verpflanzt". Dies kann auch mehrmals geschehen. Je nach Gefährdungslage manchmal nur in die nächste Stadt, manchmal nach Australien. Ein Zeuge hat nie automatisch Anspruch auf Zeugenschutz. Zeugenschutz wird nur denen angeboten, für die der Zeugenschutz ein probates Mittel darstellt und die bereit sind, die Regeln der Zeugenschützer strikt zu befolgen. Das "Verpflanzen" der Familie nach Italien ist also realistisch. Üblicherweise würden dann die Kollegen in demjenigen Land übernehmen, der Schutz durch italienische wie deutsche Beamte ist aber hier durch die kurze Zeitspanne bis zum Prozess ebenfalls möglich. Die Mechanismen und der Ablauf der gesamten Zeugenschutzmaßnahme sind also realistisch. Das liegt u. a. auch daran, dass Zeugenschutz immer auf die jeweiligen Bedürfnisse maßgeschneidert wird – es ist stets alles möglich, was nötig ist.

Auch der hochgelobte ARD-Film "Das Programm" aus dem Jahr 2016 beschäftigt sich mit Zeugenschutz und Unterweltgrößen, Schauplatz war da Hamburg, "Der Auftrag" zeigt Clanstrukturen in Berlin – gerade im Moment ein aktuelles Thema. Was interessiert Sie an diesem Stoff?

Mich interessieren grundsätzlich existenzielle Fragestellungen. Warum schützt jemand mit seinem Leben das eines anderen? Warum begibt sich jemand in Lebensgefahr, um gegen Kriminelle auszusagen? In "Das Programm" habe ich diese und andere Fragen in einem positiven Licht zu betrachten versucht. Ich freue mich daher, dass die Degeto mit "Der Auftrag" bereit war, mich diesen Trip in die Finsternis erzählen zu lassen.

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