Martina Ebm | Fanny Brohnstein
Frau Ebm, Fanny Brohnstein ist das Nesthäckchen einer wohlhabenden Wiener Adelsfamilie. Was macht Fanny aus, und was hat Sie besonders an dieser Rolle gereizt?
Im Wiener Adel gibt es bis heute einen Verhaltenskodex, der quasi mitvererbt wird: Fechten, Reiten, Tanzschule, musikalische Ausbildung, Religion usw. gehören fix zur Erziehung. Gleichzeitig gibt’s hier natürlich auch alle Probleme unserer Zeit: Drogen, Alkohol, Missbrauch etc. Daraus ergibt sich für eine Schauspielerin – noch dazu aus Wien – ein interessanter Mix. Ich liebe Frauenrollen, die Ecken und Kanten haben.
Fanny hat als Kind Traumatisches erlebt und nie verarbeitet. Welche Szene hat Sie beim Spielen besonders berührt?
Es gibt eine Szene in einem Beichtstuhl, die mich berührt hat. Denn als ich da in diesem Beichtstuhl saß, habe ich mich plötzlich daran erinnert, dass ich als Kind auch immer beichten gehen musste. Aber: Was soll ein Kind schon beichten? Für mich war das damals Stress pur.
Sie haben unter anderem große Erfolge mit den „Vorstadtweibern“ gefeiert. Was liegt Ihnen mehr – Krimi oder Komödie? Warum?
Beides. Die Vielschichtigkeit einer Figur ist das Wichtige. Ob lustig, traurig oder verrucht ist sekundär. Mich reizen Frauenfiguren, die ausgefallen sind – das reicht vom Vorstadtweib über die verhuschte Anwältin zur JahrhundertwendeMuse oder alleinerziehenden Mutter mit Selbstmordgedanken. Wenn eine Rolle hergibt, dass man sie interpretieren und mit Können ausfüllen kann, ist mein Interesse geweckt.
Kommentare