Producer`s Note
Ernst Ludwig Ganzert
Sich filmisch mit dem Leben und Werk eines der größten Komponisten aller Zeiten befassen zu können, erschien mir von Anfang an als großes Geschenk und reizvolle Herausforderung. Es gibt nicht viele historische Figuren, die ähnlich viel Raum bieten für Drama, Konflikt und große Gefühle. Eingebettet in eine hochinteressante Epoche rund um die Aufklärung und die Französische Revolution, mit zahllosen Bezügen zur heutigen Welt und zu unserer aktuellen politischen und gesellschaftlichen Situation. Und dies zu allem Überfluss im Kontext einer im Wortsinne unfassbaren Musik.
Niki Stein war mit einem beeindruckenden Konzept auf uns zugekommen, wie man der komplexen Figur Beethoven filmisch würde begegnen können: Ohne falsches Pathos, abseits von den bekannten Klischees, aus der Musik heraus erzählt. In unseren Drehbuchgesprächen ging es um Fragen wie: Was bedeutet es, genial zu sein – für den Menschen und Künstler selbst, für seine Familie, Lehrer, Freunde? Wie entsteht große, unvergängliche Kunst und welcher Preis muss dafür gezahlt werden? Welche Rolle spielen die großen Umbrüche der damaligen Zeit? Kann man Freiheit musikalisch hörbar und filmisch sichtbar machen?
Von Schopenhauer stammt der Satz: „Der Komponist offenbart das innerste Wesen der Welt und spricht die tiefe Weisheit aus, die seine Vernunft nicht versteht.“ Für den Philosophen lag aus diesem Grund der Schluss nahe, bei einem Komponisten sei, mehr als bei irgendeinem anderen Künstler, „der Mensch vom Künstler ganz getrennt und unterschieden“. Mit „Louis van Beethoven“ sind wir einen anderen Weg gegangen und verbinden den Menschen und Künstler Beethoven in zwei entscheidenden Lebensphasen Jugend und Alter miteinander. Wir zeigen in seinen frühen Bonner Jahren, wie sich das junge Genie unter dem Einfluss eher unkonventioneller Lehrer und innerhalb einer nicht ganz unproblematischen familiären Konstellation zu einem freiheitlichen Geist entwickeln konnte. Und parallel erlebt und spürt der Zuschauer, wie Beethoven kurz vor seinem Tod trotz seiner großen musikalischen Erfolge an seiner Einsamkeit als Mensch verzweifelt und daran, als Künstler seiner Zeit so weit voraus zu sein, dass ihn niemand mehr versteht.
Wir haben unseren Film im Spätsommer und Herbst 2019 in Tschechien und in der Nähe von Köln gedreht. Neben vielen phantastischen Drehorten, konnten wir in einem der ältesten Barocktheater Europas in Cesky Krumlov drehen, einem UNESCO Weltkulturerbe. Das Czech Ensemble Baroque hat die Musik auf historischen Instrumenten direkt beim dortigen Dreh eingespielt. Unserem musikalischen Direktor David Marlow und seiner Arbeit mit den Schauspielern und Musikern haben wir es zu verdanken, dass nahezu die komplette Filmmusik live während der Filmaufnahmen entstehen konnte. Ein eher unübliches Wagnis, für das wir reich belohnt worden sind. Von unseren Darstellern und dem gesamten Team haben wir an jedem Drehtag wunderbare Geschenke bekommen, was die Arbeit an diesem Projekt neben allen Herausforderungen zu einer enorm beglückenden Erfahrung gemacht hat.
Wir freuen uns auf die Neugier der Zuschauer, die sich durch unseren Film berühren lassen von Beethovens Genie, seinem dramatischen Leben und einer Musik, die sich auch nach zwei Jahrhunderten große Geheimnisse bewahren konnte und nichts von ihrer Kraft und ihrem Zauber verloren hat.
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