Jasmin Gerat | Stascha Novak
Wie sehr berührt Stascha Antonias Geschichte in „Tod im roten Kleid“ – und wie sehr Sie persönlich?
Ich finde es großartig, dass sich unser Autor Christoph Darnstädt mit diesem Thema befasst und ein sehr fein gezeichnetes und berührendes Drehbuch geschrieben hat. Und auch seitens der Produktion ist es nicht selbstverständlich, diesen Filmstoff in einem in weiten Teilen streng katholischen und erzkonservativen Land wie Kroatien zu realisieren. Antonias Geschichte erinnert mich auch daran, wie frei und unabhängig ich mein Leben gestalten darf, und dieses Privileg empfinde ich als Verantwortung, offen mit dem Thema umzugehen, sowie öffentlich meine Meinung dazu zu äußern.
Welchen Beitrag können fiktional erzählte Stoffe Ihrer Meinung nach leisten, damit sich der Blick der Gesellschaft auf LGBTQ-Menschen verändert?
Jedes Programm und jeder Sender kann und sollte der Vielfalt den Raum geben, den sie berechtigterweise in der Gesellschaft beansprucht. Es ist ja nicht so, dass etwas Neues erfunden wurde. Es ist nur an der Zeit, nichts mehr zu verhindern. Unterhaltsame, spannende, tragische und traurige Geschichten schreibt das Leben für jeden Menschen, jeglicher Couleur. Das Fernsehen kann seinen Teil leisten, in dem es diese Geschichten als gesellschaftlicher Multiplikator jedem Zuschauer auch zugänglich macht, natürlich auch fiktional.
Branko Novak besucht seine beiden Töchter in Split. Wie ist das Verhältnis zwischen Stascha und ihrem Vater?
Nach dem frühen Tod der Mutter musste Stascha mit ihren nur neun Jahren die Rolle der Mutter ersetzen. Sie kümmerte sich um ihren Vater, der völlig im Schock und in seine Arbeit versunken war, und sorgte für ihre Schwester. Natürlich eine Aufgabe, die Stascha geprägt und für ihren weiteren Weg gezeichnet hat. Ihre Familie ist ALLES für sie – umso schwerer war der Schlag, als ans Licht kam, dass ihre Schwester sie jahrelang hintergangen hat. Ich denke, dieser kathartische Knall war notwendig, sonst hätte sich Minka nie von Stascha abnabeln können. Es wird eine neue Beziehung zwischen den beiden wachsen müssen, aber ob das Vertrauen vollständig wieder hergestellt werden kann? Mal sehen.
Geschwisterliebe ist ein großes Thema in den beiden neuen Filmen. Sie selbst sind Mutter und Schwester. Woraus besteht Ihrer Meinung nach das besondere Band zwischen Geschwistern?
Puh, wenn ich das wüsste! Blut ist nämlich nicht immer dicker als Wasser; ich kenne einige Geschichten, in denen die Chemie zwischen Geschwistern nicht stimmt und die sich aus dem Weg gehen. In meinem persönlichen Fall hatte ich das Glück, dass wir uns in sehr ähnliche Richtungen entwickelt haben und nie müde geworden sind, uns unserer Geschichte zu stellen und auch in herausfordernden Zeiten im Austausch geblieben sind.
Ein schier unverzeihliches Geheimnis steht zwischen Stascha und Minka. Was könnten Sie niemals, was leichten Herzens vergeben?
Vergebung kann nicht pauschalisiert werden und ist etwas sehr Persönliches. Jede*r von uns hat ihren* seinen ganz individuellen Weg damit. Es gab Enttäuschungen in meinem Leben, die schwerer zu verdauen und zu vergeben waren, aber am Ende kommt mir persönlich immer wieder zugute, dass ich nach einiger Zeit die richtig schlimmen Sachen einfach vergesse.
Wieder einmal muss Stascha auch körperlich einiges einstecken …
Ich werfe ich mich in die Actionszenen voll rein und hatte beim letzten Dreh auch einige Blessuren, weil mein Anspruch ist, dass es echt aussieht. Das ist wie mit diesen unechten Filmküssen – sonst kann man es gleich sein lassen, oder!?
Workaholic Stascha war noch nie in der Kathedrale von Split. Hatten Sie während der Dreharbeiten bereits Gelegenheit, dieses Wahrzeichen oder andere Sehenswürdigkeiten der „Hauptstadt Dalmatiens“ zu besuchen?
Ich werde einfach nicht satt davon, durch die Straßen Splits zu stromern, und entdecke immer neue Ecken und Winkel. Tatsächlich freue ich mich schon wieder wie ein kleines Kind darauf, wenn es zum vierten Mal an die Adria zu meiner zweiten Familie geht!
Kommentare