Statement Gabriela Sperl

Produzentin

»Es gibt zwei zentrale Themen, die mich seit Jahren beschäftigen und um die es auch in diesem Film wieder geht: um Freiheit und Demokratie und eng damit verknüpft um die Frage nach der Pressefreiheit als unabdingbare "Vierte Gewalt" in einer freien Gesellschaft.

Wie gelingt es uns, unsere Freiheit, unsere Demokratie gegen Angriffe zu verteidigen, die so unbemerkt und subtil im Rahmen komplexer globalisierter Strukturen ablaufen, dass das Individuum sich nur noch ohnmächtig fühlt und davor kapituliert? Die Eurokrise, die Klima- und Flüchtlingskrise, der Brexit, TTIP pro und contra – die Zusammenhänge sind inzwischen nicht nur sehr vielschichtig, sondern die Informationen darüber divers und verwirrend, weil wir nicht mehr zu erkennen vermögen, was faktisch wahr ist und was von Interessen gelenkte Standpunkte sind. Vor diesem Hintergrund spielt die Presse für mich eine zentrale, Demokratie erhaltende Funktion. Sie ist die "Vierte Gewalt" im Staat. Sie ist das Korrektiv, der investigative Journalismus unersetzbar, wenn er unabhängig und frei von Beeinflussung durch Konzern- und Kommerzinteressen ist, die immer wichtiger werden.

Das Thema TTIP in unserem Film steht pars pro toto für die unentwirrbare Verflechtung von Geld, Macht, Politik und Konzerninteressen, die ganz tief, ohne dass wir es merken, in unseren Alltag eingreifen und ihn umkrempeln. Jeder von uns will freien Handel, jeder von uns will offene Grenzen und unbegrenzten Warenaustausch. Aber nicht um den Preis, dass uns neue Arbeitsplätze versprochen werden, in Wahrheit aber multinationalen Konzernen dafür die Regelfestsetzung eingeräumt wird, die nur noch der Profitmaximierung unterworfen ist. Wieso wird ein so wichtiges Regelwerk wie ein Freihandelsabkommen hinter verschlossenen Türen verhandelt, wie kann es sein, dass Hedgefonds schon Papiere auflegen und Investoren einladen, gegen Staaten zu wetten, die dann von Konzernen verklagt werden? Dass Autokonzerne hier andere Interessen verfolgen, die keine so große Auswirkung auf unser Leben haben wie die Genmanipulation unserer Lebensmittel, versteht sich von selbst. Aber warum kann man dann darüber nicht genau so differenziert verhandeln? Fragen über Fragen, auf die es keine einfachen Antworten gibt.

Wir stellen Fragen im fiktionalen Kontext. Wir wollen aufrütteln, provozieren und unsere Zuschauer anregen, ihre eigene Haltung zu finden oder zu hinterfragen.

Wir danken der ARD Degeto, Claudia Luzius und Sascha Schwingel, für eine engagierte Zusammenarbeit. Wir, vor allem Sherry Hormann und ich, sind glücklich, dass wir diesen Film machen konnten und danken ebenfalls Jan Mojto und der Beta Film sowie dem ORF für ihre Unterstützung.«

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