Interview mit Paula Beer
Was dachten Sie beim ersten Lesen über das Drehbuch?
Florian Henckel von Donnersmarck gelingt es, verschiedenste Aspekte unterzubringen und diese nahtlos zu einer großen Geschichte zu verbinden. Es gibt eine Reihe von scheinbar nicht zusammenhängenden Schicksalsschlägen, die sich auf geradezu absurde Weise immer mehr kreuzen. Und das erzählt dieses Buch auf eine so schöne und poetische Art.
Worum geht es?
Wir begleiten einen jungen Künstler in seinen ersten Jahren, erleben mit, wie es dazu kommt, dass er sich für die Kunst entscheidet, die Kunst für sich entdeckt. Darüber wird dann aber auch vermittelt, was Kunst machen kann, wie sehr Kunst ein Mittel sein kann, sich zu befreien oder sich loszumachen von gesellschaftlichen oder familiären Zwängen. Es geht darum, wie die Kunst einem ein Sprachrohr geben kann.
Wie würden Sie Ihre Figur Ellie beschreiben?
Ellie selbst würde wohl als erstes sagen, dass sie die Tochter von Carl Seeband ist, dem besten Frauenarzt, den es zu der Zeit in Dresden gibt. Ich würde sie als für die Zeit sehr typisches Mädchen beschreiben, das perfekte Bild einer Tochter aus gutem Haus in den Fünfzigerjahren. In ihr regt sich aber bereits eine stille Rebellion. Auch wenn sie es sich nicht immer ansehen lässt, passen ihr viele Dinge nicht, die ihr Vater sagt. Deshalb gibt es ihrerseits Akte des Widerstandes in ganz kleinen Schritten, mit denen sie zeigt, dass sie ihrem Vater die Stirn bietet, weil all das genau das ist, was ihr Vater nicht möchte. Schließlich schafft sie es, sich mit der Liebe zu Kurt und der Kunst ganz von ihrem Vater zu lösen.
Sie ist also eine starke Frau?
Ja, sie hat eine unglaubliche Stärke. Nach außen mag sie unterwürfig wirken, weil sie gegenüber ihrem Vater nicht den Mund aufmacht und sich auch Kurt gegenüber nicht immer ganz öffnet. Ich halte es aber für eine innere Stärke, weil sie andere Menschen nicht zu sehr mit ihrem Kram belasten möchte: Sie will das auf ihre Weise klären.
Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?
Bei historischen Filmen ist es mir wichtig, dass man das Gefühl der Zeit versteht. Im Fall von Ellie fand ich die Erziehung entscheidend, wie sie von zu Hause mitbekommt, was richtig und was falsch ist, wie ihr Vater mit ihr umgeht, welchen Einfluss das auf sie hat. Wir lernen ja vor allem durch Abgucken, da ist der Charakter ihrer Eltern prägend.
Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit Tom Schilling?
Für mich war es das erste Mal, einen Teil eines Liebespaares zu spielen. Tom ist ein sehr guter und vor allem professioneller Kollege, mit dem die Arbeit sehr viel Spaß gemacht hat.
Wie haben Sie Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck erlebt?
Von Anfang an merkte man, dass er wahnsinnig viel weiß und das auch alles einbringt. Er denkt in Szenen und gibt einem dadurch noch einen zusätzlichen Blick auf die Dinge. Das ist hilfreich. Beim Spielen sieht man als Schauspieler oft den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, weil man so tief in seiner Figur steckt. Aber da Florian auch das Drehbuch geschrieben hat, kann er einem jedes noch so kleine Detail erklären. Er weiß ganz genau über die Figuren Bescheid und kann einen entsprechend durch jede Szene führen.
Wer wird sich WERK OHNE AUTOR ansehen?
Ich hoffe, dass sich viele angesprochen fühlen, weil der Film so viele große Themen miteinander verbindet.
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