Fragen an THERESA RIESS

Jeanny (Therese Riess) erfährt von Esther (Rina Juniku), dass ihr Gehalt aussteht
Jeanny erfährt von Esther, dass ihr Gehalt aussteht | Bild: MDR/ORF/Rowboat / Anjeza Cikopano

Sie spielen die Titelrolle in dem Thriller – es ist Ihre erste große Hauptrolle im Fernsehen. Können Sie das Gefühl beschreiben, als Sie die Zusage für die Rolle bekamen?

Es war ein unglaubliches Gefühl! Der Anruf kam so überraschend, da erst wenige Tage seit dem Casting vergangen waren. Ich erinnere mich, dass ich laute Freudenschreie von mir gegeben habe und gerührt war und es nicht glauben konnte. Und dann habe ich mit klopfendem Herzen meine Familie und Freunde kontaktiert.

Was ist für Sie die wichtigste Charaktereigenschaft Ihrer Figur Jeanny?

Die wichtigste Eigenschaft von Jeanny ist für mich ihre Fähigkeit, ihre Gedanken, Gefühle oder Fragen auf den Punkt zu bringen und sich sehr klar äußern und positionieren zu können. Diese Schlagfertigkeit kann auch vor allem sehr lustig sein, wie man in Szenen mit Johannes sehen kann. Sie fordert ihn heraus, und er sie.

Wie würden Sie Jeannys Verhältnis zur ihrer Mutter beschreiben? Wer von den beiden übernimmt eigentlich die Mutterrolle in dieser Beziehung?

Jeanny hat ein sehr enges und vertrautes Verhältnis zu ihrer Mutter. Ihre Mutter ist es, die sie hält und auffängt, wenn es darauf ankommt. Aber das funktioniert auch umgekehrt. Ich würde sagen, dass beide füreinander sorgen und Verantwortung übernehmen. Einmal ist es eben Jeanny, und dann wieder Nicole. Sie sind wie Freundinnen. Jeanny ist für ihr Alter manchmal sehr erwachsen, und Nicole als Mutter sehr jugendlich.

Die Drehbuchautoren wurden von dem Falco-Hit „Jeanny“ zu diesem Film inspiriert. Der Song führte 1986 – also 12 Jahre vor Ihrer Geburt – die Charts an und war ein großer Skandal. Welche Verbindung haben Sie zu Falcos Musik und kannten Sie den Song, bevor Sie die Rolle übernommen haben?

Natürlich kannte ich den Song schon vorher! Es ist unmöglich, ihn nicht zu kennen. Im Radio läuft Falco noch immer auf und ab. Ich persönlich verbinde mit Falcos Musik Feierabende – es kommt mir vor, dass es immer zumindest einen Moment bei Feiern, zumindest in Österreich, gibt, in dem ein Song von Falco auf der Playlist abgespielt wird. Mir fällt da gleich das Lied „Junge Römer“ ein.

Und was macht Johannes so attraktiv für Jeanny?

Naja, Jeanny verliebt sich ja nicht einfach so in Johannes, das wäre nur die halbe Geschichte! Ich glaube, dass die Frage für diesen Film auch sein könnte: Warum manipuliert und stalkt ein älterer Mann eine junge Frau, um ihr Vertrauen zu gewinnen? Ist das wirklich so romantisch? Er hilft ihr gezielt, das Abitur zu schaffen, er hört ihr zu, zeigt ihr neue Orte. Er wird für sie eine große Vertrauensperson, gerade in einer schwierigen Zeit des Umbruchs und der Veränderung. Und zufälligerweise sieht eben jener ältere Mann auch jung und ziemlich attraktiv aus, hat noch dazu Witz und Charme – da verliebt sie sich. Das klingt alles wahnsinnig süß, solange man die Hintergrundgeschichte von Johannes nicht kennt!

Jeanny und ihre beste Freundin Luzia geben sich gerne mal gegenseitig Alibis, um ihre romantischen Abenteuer vor den Eltern zu verbergen. Können Sie – vor dem Hintergrund, dass bereits vier Mädchen in Mödling als vermisst gelten, darunter auch Luzias ältere Schwester – dieses Verhalten nachvollziehen?

Ich kann natürlich nachvollziehen, dass zwei junge Frauen sich nicht ihre Freude am Ausgehen und an romantischen Abenteuern nehmen lassen möchten. Aber mit dem Hintergrund, dass es schon vier vermisste Mädchen gibt und sich darunter die Schwester von Luzia befindet, frage ich mich schon, ob das nicht sehr naiv ist, was sie da tun. Aber Jeanny ist einfach verliebt. Liebe macht eben blind.

Was nehmen Sie aus der Rolle für sich mit?

Ich nehme eine unglaublich intensive und abenteuerreiche erste Filmerfahrung mit. Und die Erkenntnis, dass ich es liebe, beim Film zu arbeiten. Ich hatte ursprünglich als Theaterschauspielerin begonnen. Ich schätze die Arbeit am Theater noch immer sehr, aber der Film hat im Moment eine noch größere Anziehungskraft für mich. Die Kamera fängt alles ein, jede Atmosphäre, jedes Gefühl, jede noch so kleine Mimik. Es ist ein besonderes Medium, das ist mir jetzt noch bewusster.

Gibt es eine Begebenheit während des Drehs, die Ihnen nachhaltig in Erinnerung geblieben ist?

Es gibt da eine lustige Geschichte, ja. Ich hatte an einem Drehtag einmal mehrere Stunden Wartezeit, wollte aber nicht warten, sondern weiter am Set im Team dabei sein. Das habe ich dann auch gemacht und mitgeholfen, wo ich eben helfen konnte. Das war eine tolle Erfahrung. Ich war quasi für einige Zeit im Team hinter der Kamera tätig und habe viel über Abläufe und Koordination am Set gelernt. Auf jeden Fall erinnere ich mich an den Moment, in dem ich in schwarzer Arbeitskleidung mit Funkgerät und Kappe, vollkommen ungeschminkt oder gestylt wie sonst als Jeanny, neben dem Regisseur stehe und ihn frage, ob er einen Kaffee möchte. Der hat mich zuerst gar nicht erkannt und konnte dann ein Lachen nicht zurückhalten. Alle waren total irritiert, das hat mich sehr amüsiert!

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