Gespräch mit Charly Hübner

»Bukow fällt – aber auch das kann er gut.«

Charly Hübner und Anneke Kim
Die Schauspieler Charly Hübner und Anneke Kim in einer Drehpause. | Bild: dpa

Ein Mord, der viele Rätsel aufgibt, und eine übergeordnete Behörde, die die Ermittlungen blockiert: Florian Oeller hat einen Fall entwickelt, der zunächst unlösbar erscheint. Was war für Sie das Spannende an dieser Story?

Was passiert, wenn normale Verhaltensweisen nicht greifen, der Instinkt dir aber sagt, da liegt der Hase im Pfeffer, und was passiert, wenn zwei instinktstabile Fachkräfte von Machtstrukturen an ihrem Drängen gehindert werden? Daraus ergab sich für König und Bukow wieder einmal die Möglichkeit, die Stränge zu strapazieren. Und das können sie dann doch am besten – sowohl kriminalistisch als auch im Sinne einer TV-Unterhaltung.

Der Alleingang am Hafen geht gründlich daneben. Nun sitzen Bukow und König erst richtig in der Tinte – und kommen einander dabei nahe. Das sind berührende Szenen voll emotionaler Wucht. Wie haben Sie die Arbeit daran erlebt?

Frei und froh. Christian von Castelberg, Kameramann Martin Farkas, Anneke und ich hatten viel Freude daran zu sehen, wohin das führt, wenn man nur logisch den situativen Zwängen folgt. Da liegt man dann am Ende im strömenden Regen in der Pfütze am Kai und König und Bukow nehmen sich zum ersten Mal in den Arm, seitdem sie sich kennen. Nur geschieht das nicht aus purer Zärtlichkeit! Oh nein! Eher aus purer hilfloser Einsamkeit – auf beiden Seiten!

Die immer schon schillernde Figur Bukow gerät durch die Trennung von Vivian, wie wir sehen, in eine gefährliche Schieflage; selbst das Dach überm Kopf fehlt. Wohin steuert die Figur?

In ein Nichts und zurück zu Papa. Bukow ist im sozialen Fall, und im Moment ist außer Katrin König niemand in Sicht, der ihn auffangen könnte. Nur: Das Verhältnis zu Katrin König ist kompliziert. Die beiden sind zu verhakelt in ihren zerrissenen Biografien, als dass Katrin König einfach mal so Bukow zu sich nimmt. Bukow fällt – aber auch das kann er gut.

"Sturm im Kopf" ist bereits der vierte "Polizeiruf 110" aus Rostock unter der Regie von Christian von Castelberg. Was unterscheidet ihn von anderen Regisseuren?

Neben unserem "Papa" Eoin Moore ist Christian von Castelberg unser "Lieblingsonkel". Er gibt uns in den Proben enorm viel Freiraum im Umgang mit Buch und Situationen, um dann kurz vor Dreh sanft sehr klare Entscheidungen zu fällen. Er liebt es, sich in neurotische zwischenmenschliche Konstellationen zu vertiefen, hat Spaß daran, alles, was wir anschleppen in der Arbeit, zu lieben und dann total in Frage zu stellen. Er ist ein zarter Berserker, der eine starke Intuition für Brüche hat. Das ist ein Fest, und über die Jahre ist auch zu ihm ein großes Vertrauen entstanden.

Gab es etwas, das Ihnen an der filmischen Umsetzung besonders gut gefiel?

Dass Christian von Castelberg und Martin Farkas nicht versuchen, den Film straight oder eitel zu erzählen, sondern ihn bei sich belassen. Sie vertrauen darauf, dass die Geschichte ihre innere Dynamik hat und zum Ende des Films der Druck enorm hoch ist, so dass sie am Anfang splitterig und zart beginnen können, wie ein Hauch, und am Ende ist die Bombe detoniert. Sie lassen den Film bei sich, und das ist herrlich.

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