Gespräch mit Anneke Kim Sarnau
Katrin König wird in "Sturm im Kopf" mit einem alten Fall konfrontiert und muss einen Mord aufklären, bei dem nichts zusammenpasst. Es beginnt ein mühsames Puzzlespiel mit unerwartet dramatischen Wendungen. Wie gefiel Ihnen diese Arbeit?
Ich fand das Buch gut geschrieben und für meine Rolle auch spannend. Dass Katrin König mit einem Vorwissen in den Fall reingeht und quasi vorbelastet ist, gefiel mir. Ich hab natürlich geahnt, dass in dieser Geschichte für mich ganz gut was zum Spielen drinsteckt. Und ich muss sagen, ich mag den Film. Das war eine unglaublich intensive, tolle Arbeit. Wir hatten eine große Freiheit, an den einzelnen Szenen herumzuprobieren, um auch wirklich alles rauszuholen, und dass da so eine Offenheit bestand, fand ich ganz toll. Christian von Castelberg, unser Regisseur, hat uns Raum gegeben und trotzdem gut gelenkt – und einen unfassbar guten Film daraus gemacht. Vielleicht macht das letztlich unsere Qualität aus, dass wir ein Drehbuch nicht einfach abrattern, sondern uns da richtig reingraben. All das ist überhaupt nur möglich, weil wir dieses geniale Team haben, das uns großes Vertrauen entgegenbringt und uns diese künstlerische Freiheit lässt. Deshalb freue ich mich jedes Mal sehr auf den Dreh.
Die Ermittlungen entwickeln sich zu einem Kampf David gegen Goliath. König und Bukow legen sich mit den ganzen Großen an. Noch dazu herrscht eine gereizte Stimmung. König wirkt nachdenklich und verletzlich. Geht ihr dieser Fall an die Substanz?
Ganz sicher. Dieser Fall aktiviert ein verdrängtes Schuldgefühl bei ihr. Sie fühlt sich schuldig für den lange zurückliegenden Tod einer Zeugin, die sie zur Aussage überredet hat. Was Schlimmeres kann einem ja kaum passieren, als schuld daran zu sein, dass Leute sterben und eine Familie auseinandergerissen wird. Auch wenn sie natürlich nur indirekt schuld war. Und sie hält es überhaupt nicht aus, dass sie die eigentlichen Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft ziehen kann. Das rüttelt an ihren Grundfesten, weil es die Wurzeln dessen berührt, warum sie diesen Beruf überhaupt ergriffen hat. Sie ist mal angetreten, um gegen das Unrecht in der Welt und das Böse zu kämpfen. Dass sie nun Gegner hat, denen sie nicht beikommen kann, und dass durch ihr eigenes Handeln auch noch Leute zu Tode kommen, das ist für sie der absolute Horror.
Als ihre Arbeit blockiert wird, wagen Bukow und König im Alleingang noch einen letzten Versuch – mit desaströsem Ende. Wir sehen die Profilerin in einem Moment großer Verzweiflung. Eine Extremsituation für beide Ermittler. Wie haben Sie das erlebt?
Für einen Moment ist der Boden unter ihren Füßen komplett weg, obwohl sie sonst ja wirklich ziemlich gute Kontrollmechanismen hat. Daran, wie Bukow darauf reagiert, erkennt man sehr schön die Beziehung zwischen den beiden. Er ist in dem Moment derjenige, der sie auf eine Art auffängt. Er fällt und sie fällt auch, aber er hält sie trotzdem, und man merkt: Die beiden passen aufeinander auf, wie kein anderer Mensch auf sie aufpassen würde, weil sie sich unbewusst einfach verstehen. Jeder von beiden weiß genau, was bei dem anderen gerade los ist. Das ist ein großer Moment von Nähe mitten in einem riesigen Chaos. Zwischen König und Bukow herrscht ein sprachloses gegenseitiges Verstehen.
König gibt auch danach nicht auf. Sie kämpft weiter und findet den Schlüssel zum Geheimnis hinter diesem Fall. Ist das ihre besondere Stärke? Dass sie immer aufsteht und weitergeht?
Ja, unbedingt! Das ist das Großartige an Katrin König und daran, dass man so was spielen kann. Man hat eine Figur, zu der man – zumindest auf einigen Ebenen, nicht auf allen – aufschauen kann. Sie ist so eine Art moralische Instanz für mich. Ich finde es klasse, wenn jemand nie aufgibt, das ist toll. Man kann es aber auch als dickköpfig oder starrköpfig bezeichnen. Es ist ihr unbändiger Gerechtigkeitsdrang, der sie antreibt. Sie weiß, da gibt es ein Unrecht, das nicht bestehen bleiben darf, und sie setzt alles daran, um diesen Fall zu knacken. Zumal wenn er schon so viele Opfer gekostet hat. König und Bukow geben sich am Ende als Erpresser aus.
Was würde die Profilerin mit dem erbeuteten Geld machen? Wovon träumt sie?
Ich glaube, sie würde eine tolle Reise machen oder sich ein Segelboot kaufen, und dann würde sie den Rest knallhart dazu nutzen, um Gutes zu tun. Wenn es richtig viel Geld wäre, würde sie das Haus der Antifa in Rostock kaufen und flottmachen lassen. Jedenfalls würde sie versuchen, das Geld sinnvoll einzusetzen und etwas zu bewirken in Angelegenheiten, die ihr wichtig sind, wie vielleicht ein Wohnprojekt für Senioren organisieren oder eine Wohngemeinschaft für jung und alt. Katrin König ist keine, die das Geld verprassen würde.
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