»Als wir im Sommer 2016 begannen, den Tatort 'Freies Land' zu entwickeln, ging der bayerische Verfassungsschutz davon aus, dass es in Bayern nur ein paar versprengte Reichsbürger gebe und keine in München. Dem folgend verlegten wir den zentralen Schauplatz des Geschehens ins Grenzland nach Niederbayern, in einen fiktiven Ort namens Traitach. Heute, zwei Jahre später, sehen die Dinge anders aus. Bayern hat bundesweit die meisten Reichsbürger, gefolgt von Nordrhein-Westfalen. Inzwischen sind in Bayern 3.500 Reichsbürger registriert. Und es gibt sie auch mitten in München. Auf dem Viktualienmarkt wurde ich im vergangenen Jahr beim Mittagessen unfreiwillig in ein Gespräch verwickelt, in dem ein Mann um die 30 mir ziemlich insistierend erklärte, dass die Bundesrepublik nur eine GmbH sei.
Holger Joos, der die Idee zu dem Tatort hatte, reizte an der Reichsbürger-Szene insbesondere das Absurde. Und letztlich war es das, was uns alle interessierte: Wie kommen Menschen dazu, die Bundesrepublik Deutschland als legitimes Staatengebilde zu hinterfragen und einen eigenen Staat zu gründen – wie Peter Fitzek, der sich 2012 von 'seinem Volk' zum 'König von Deutschland' krönen ließ? Es interessierte uns, was psychologisch dahintersteht: eine allgemeine Unzufriedenheit, ein beschädigtes Vertrauen in die Politik, das Bedürfnis nach neuen Wahrheiten. Auch ein Verlangen nach öffentlicher Selbstdarstellung und Aufgehobenheit in einer Gemeinschaft, die sich unter Ausgrenzung aller anderen selbst bestimmt. Die Entscheidung, Batic und Leitmayr für die Ermittlungen in die niederbayerische Provinz zu schicken, hat der Absurdität des Themas letztlich noch zugespielt. Wie ist es für die beiden, auf ungewohntem Terrain, jenseits des S-Bahnrings, damit konfrontiert zu werden, dass man ihre Position nicht anerkennt? In 'Freies Land' erlebt der Zuschauer nicht nur, wie Reichsbürger versuchen, die Welt neu zu erfinden, sondern auch, wie die Welt der Ermittler auf den Kopf gestellt wird.«
Kommentare