Aleksandar Simonovski aka Yugo im Interview

Im Bild: Aleksandar Simonosvski aka "Yugo" (Theodor "Ted" Sänftner).
Im Bild: Aleksandar Simonosvski aka "Yugo". | Bild: ARD Degeto/ORF / Petro Domenigg

Der Musiker Aleksandar Simonovski aka Yugo über seine Beratung des „Tatort“- Teams, sein Debüt als Schauspieler und die gefährlichen Vorurteile gegenüber dem Straßen-Rap

Sie haben das Filmteam als Musiker beraten. Zeichnet der Krimi ein authentisches Bild der Szene?

Es ist definitiv stimmig. Ich durfte ja quasi als Experte meinen Senf zu fast allem abgeben. Die Autor:Innen haben versucht, Hip-Hop im Hier und Jetzt zu zeigen, wollten aber auch Elemente des Genres, die vor 20 Jahren ihre prime hatten, miteinfließen lassen. Das zu verbinden, gelang mal mehr, mal weniger. Es war zum Beispiel ein Rapbattle à la „8 Mile“ geplant. Das wurde nach kurzem Intervenieren meinerseits in ein normales Konzert umgeschrieben. Da in der Welt, in der sich Ted Candy bewegt, so etwas einfach nicht stattfindet. Es wurde generell sehr viel Wert auf meine Meinung gelegt.

Sie geben Ihr Schauspieldebüt in der Rolle des Hip-Hop-Musikers Ted Candy. Schon der Name lässt erahnen, dass er nicht so hart ist, wie er sich in den Videos gibt.

Ich habe die Regisseurin Mirjam Unger bei einem Interviewtermin mit dem Indie-Sender FM4 kennengelernt. Da fragte sie mich, ob ich nicht mal Lust hätte zu schauspielern. Ein Jahr verging, dann erzählte sie mir von ihrem Hip-Hop-„Tatort“. Ich wurde zum Casting eingeladen, es passte, und ich bekam vor dem Dreh einen Crashkurs in Schauspiel. Ted Candy ist vor allem bei den Jüngeren sehr beliebt. Seine Fans verehren ihn fast. Er bewegt sich irgendwo zwischen new wave, also Playboi Carti, Yeat, aber auch Lil Peep. Es geht um Geld, Liebe, das Übliche halt. Ted Candy polarisiert definitiv. Er hat aber auch sehr viel mit sich zu kämpfen. Vieles liegt im Verborgenen. Zum einen die Vergangenheit seiner Mutter, generell die Beziehung zu ihr. Er kämpft mit seinen Gefühlen und kann bestimmte Neigungen und Wünsche nie öffentlich ausleben, da dies seinem Image sehr schaden und von seinen Fans nicht toleriert würde.

Im Gangster- und Straßen-Rap werden Gewalt und Frauenhass verherrlicht. Wie stehen Sie dazu?

Das stimmt so nicht. Es gibt solche und solche Interpreten. Das zu verallgemeinern, ist sehr gefährlich und reines Schubladendenken! Frauenhass oder Ähnliches verurteile ich logischerweise. Das hat absolut keine Daseinsberechtigung! Mir geht es beim Musikhören in erster Linie um Unterhaltung, um den Vibe, um das Gefühl, das in mir geweckt wird, wenn ich bestimmte Songs höre. Celo & Abdi, Haftbefehl, Soufian und wie sie alle heißen, nehmen mich immer mit in eine Welt, in der ich mich nicht wirklich bewege. Sie ist mir nicht fremd, aber hat mit meiner Realität nichts gemein. Natürlich sind sexistische und diskriminierende Songs nicht mehr zeitgemäß und überhaupt nicht in Ordnung. Ich will das nicht gut reden. Doch wenn ich Straßen-Rap höre, dann will ich mich darauf auch einlassen. Es ist so, als würde ich einen Film schauen. Wer die breite Masse glauben lassen will, dass Straßen-Rap rein gewalt- und drogenverherrlichend und frauenverachtend ist, hat sich nie wirklich damit beschäftigt und vor allem in letzter Zeit keinen Straßen-Rap gehört.

Wie haben Sie Adele Neuhauser in eine Rapperin verwandelt?

Mit Adele zu arbeiten, gehörte zu den schönsten Erlebnissen beim Drehen. Ich habe dicht neben der Kamera gestanden und ihr vorgespielt, wie sie sich zu bewegen hat. So konnte ich ihr unmittelbar zeigen, was gut und weniger gut kommt, um es echt aussehen zu lassen. Wir hatten beide großen Spaß daran. Ich schrieb ihr auch den Song und empfand es als eine Ehre, dass eine so große Schauspielerin das, was aus meinem Kopf gekommen ist, auswendig gelernt und vorgetragen hat. Im Vorfeld habe ich auch dem Schauspieler Murat Seven das Gangster-Rappen beigebracht. Er spielt Ted Candys Gegenspieler Akman 47. Wir haben uns für mehrere Tage in einem eigens angemieteten Berliner Studio eingesperrt, um an seiner Aussprache zu arbeiten. Ich sagte ihm: Du musst die Konsonanten super hart aussprechen, zieh‘ die Vokale nicht so lang und mach‘ den Mund nicht so weit auf, sonst hörst du dich an wie ein Opernsänger oder ein Schauspieler. Aber du bist jetzt ein Rapper!

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