Interview mit Sabine Postel und Oliver Mommsen
Sie haben bei zahlreichen Fernseh- und Filmproduktionen mitgespielt – hat sich Ihre Tätigkeit seit Einführung der digitalen Technik verändert?
Oliver Mommsen: Wir waren, soweit ich weiß, mit die Ersten, die einen Tatort mit digitaler Kamera gedreht haben, und alle mussten noch einmal zurück auf die Schulbank. Jede Abteilung sollte sich mit der neuen Technik auseinandersetzen. Mittlerweile hat sich das alles komplett eingespielt.
Sabine Postel: Aber unsere Arbeit hat sich im Wesentlichen nicht geändert. Wir müssen weiterhin auf Anschlüsse achten, sind aber vielleicht etwas freier geworden in der Art, wie wir uns bewegen können. Auch ist es einfacher, eine Szene noch mal zu drehen, da das digitale Drehen natürlich letztlich kein Geld kostet. Früher wusste man, wenn man einen Fehler gemacht hat, dass es teuer werden würde.
Im Kino gibt es immer mehr vollanimierte Filme mit virtuellen Charakteren. Glauben Sie, dass es den Beruf des Schauspielers in 20 Jahren noch geben wird?
Sabine Postel: Ich hoffe es! Natürlich werden wir in vielen Bereichen ersetzt werden können. Aber die Filme, die Geschichten über das Leben und über Menschen und ihre Schicksale erzählen, werden sicher ohne die Darstellung von Schauspielern nicht auskommen können.
Oliver Mommsen: Das glaube ich auch. So faszinierend ich die digitale Technik auch finde, glaube ich, dass es immer Schauspieler geben wird, die in Figuren schlüpfen, um Teil einer Geschichte zu werden.
Worin liegt für Sie der besondere Reiz dieses Tatorts?
Oliver Mommsen: Ich habe beim Lesen schon großen Spaß daran gehabt, wie hilflos die beiden "Dinosaurier" Lürsen und Stedefreund vor diesen "Nerds" und ihrer Welt stehen.
Sabine Postel: Dieser Tatort hat ein faszinierendes Thema. Lürsen und Stedefreund werden mit einer Situation konfrontiert, in der sie nicht wissen, wem eine neue Erfindung nützt oder schadet und wer eventuell ein Interesse daran hat, Nutznießer oder Gegner auszuschalten. Das ist sehr spannend!
Was bedeutet diese digitale Revolution für die Ermittlungsarbeit der Kommissare?
Sabine Postel: Es stellt sich schnell heraus, dass Lürsen und Stedefreund trotz ihrer Erfahrungen mit ihrer konservativen Ermittlungsarbeit nicht weiterkommen.
Oliver Mommsen: Stedefreund sagt an einer Stelle des Films: "Endlich mal klassische Polizeiarbeit. Warten, bis der Erpresser sich meldet." Die beiden sind plötzlich viel mehr auf die Hilfe anderer angewiesen. Nämlich auf die digitalen Spezialisten.
Sabine Postel: Und so wird die Computerspezialistin Linda Selb mit ins Team geholt.
Stedefreund ist an ihr interessiert, wirkt aber fast eingeschüchtert. Oder täuscht das, Herr Mommsen?
Oliver Mommsen: Er ist fasziniert von ihr, weiß aber immer noch nicht so richtig, wie er mit ihr umgehen soll. Ihm fehlen die Mittel oder die Erfahrungen. So einer Frau ist er noch nicht begegnet.
Und wie gefällt Ihnen die neue Kollegin, Frau Postel?
Sabine Postel: Sie ist für Inga zwar eine professionelle Bereicherung, aber sie hat auch schon eine latente Eifersucht ihr gegenüber. Schließlich hat sie gemerkt, dass ihr Kollege Stedefreund ihrem etwas autistischen Charme erlegen ist. So beobachtet sie das Erscheinen der neuen Kollegin mit zwiespältigen Gefühlen.
Zieht der Tatort "Echolot" eigentlich eine moralische Grenze nach dem Motto "Bis hier darf Fortschritt gehen aber nicht weiter"?
Sabine Postel: Es wäre vermessen, darauf eine moralische Antwort geben zu wollen. In erster Linie geht es darum, Fragen aufzuwerfen und ins Bewusstsein zu rücken, dass sich von Menschen geschaffene Erfindungen verselbstständigen können. Und das manchmal durchaus mit verheerenden Folgen.
Oliver Mommsen: Ja, der Tatort zeigt, wie tief die Technik in unser Leben eindringen kann und wie abhängig wir uns davon machen.
Hatten Sie schon einmal Sorge, vom digitalen Fortschritt abgehängt zu werden?
Oliver Mommsen: Nein. Aber er verändert unsere Art zu leben. Unsere ganze Kommunikation hat sich bereits den neuen Möglichkeiten angepasst. Früher konnte man eine Mail innerhalb einer Woche beantworten. Heute darf kaum ein Tag dazwischen liegen.
Sabine Postel: Gottseidank lebe ich in einem beruflichen Umfeld, wo das nicht existenziell wichtig ist, sonst hätte ich Sorge. So reicht es mir, dass ich mit Smartphone und Computer umgehen kann, da werde ich von meinem Sohn immer wieder auf den neusten Stand versetzt.
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