"Es geht in gewisser Weise um die 'kritische Masse'"
Fragen an Autor Christian Jeltsch
Was war der Auslöser für Ihre Recherche zu diesem Projekt?
Das war die Information, dass Forscher eines Pharma- und Chemiekonzerns in den 80er Jahren ein Verfahren entwickelt hätten, mit dem das Welthungerproblem gelöst werden könnte und dass diese Lösung aus Profitgründen seitdem totgeschwiegen werde. Ein toller Stoff für einen Thriller. Es geht um Konzerne, Profit und Vertuschung und um ein persönliches Drama.
Welche Rolle spielt Moral in diesem "Tatort"?
Für die Manager in dem "Tatort" ist Moral nicht der Maßstab für ihr Handeln, sondern die Frage: Kann ich mein Handeln als moralisch verkaufen? Demgegenüber stehen junge Menschen, die an diesem System und an ihrer eigenen Ohnmacht verzweifeln und sich brutal wehren. Auch sie verbiegen den Moralbegriff, bis er für ihre Zwecke passt. Bei meinen Recherchen lernte ich, dass die Entscheider für den Profit und gegen z.B. die Natur im Privaten sehr "normale" Moralvorstellungen haben. Doch die Umstände, unter denen sie arbeiten, lassen sie unmoralische Entscheidungen fällen. Diese Entscheidungen werden von Marketingstrategen an Politiker "verkauft" und von diesen an die Öffentlichkeit. Meist heißt es dann, das Ganze sei "alternativlos".
Was sagt uns der Titel des Films?
Es gibt die im Film erwähnte Legende – und ich glaube, es ist wirklich nur eine Legende –, dass Wissenschaftler wilden Affen beibrachten, ihr Futter vor dem Fressen zu waschen. Es dauerte ewig, bis die Affen es taten. Aber als der hundertste Affe sein Futter wusch, fingen am nächsten Tag alle Affen damit an. Es geht also in unserem "Tatort" in gewisser Weise um die "kritische Masse", die in diesem Fall auch noch eine "träge" ist. Reicht es, eine gewisse Anzahl an Menschen von dem "richtigen Tun" zu überzeugen, um dann am nächsten Tag alle überzeugt zu haben? Schön wär’s. Aber was ist das "richtige Tun"...?
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