Mo., 09.04.18 | 04:50 Uhr
Das Erste
Schnappschuss: Können Schildkröten den Ganges retten?
Indiens heiligem Fluss, dem Ganges, geht es nicht gut. Er zählt zu den dreckigsten Flüssen der Welt. Mit ein Grund dafür: Der Ganges ist für gläubige Hindus ein großer schwimmender Friedhof. Täglich werden Hunderte Leichen am Ufer in Varanasi eingeäschert. Brennholz ist teuer und so werden viele Körper nur halbverbrannt in den Fluss geworfen. Mit verheerenden Folgen für das Ökosystem. Jetzt sollen eigens gezüchtete, fleischfressende Schildkröten die Rettung bringen.
In einer Aufzuchtstation der Umweltbehörde wachsen Hunderte Schildkröten heran. Zwei Jahre werden sie auf ihre Aufgabe vorbereitet. Tausende Tiere sollen in den Ganges ausgesetzt werden.
In der Zuchtstation haben die Schildkröten ideale Lebensbedingungen – kein Vergleich zu dem verschmutzten Gangeswasser, das nun auf sie wartet. Doch die Tiere seien robust, erzählt der Veterinär und gibt nach einem letzten Gesundheitscheck grünes Licht für die Auswilderung. Diese Schildkröten sind Fleischfresser und genau deshalb wurden sie hier gezüchtet. "Sie haben keine Zähne aber sehr starke Kiefer. Mit denen fressen sie Fische und tote Tiere", sagt Animesh Talukdar, Reptilienexperte der Umweltbehörde.
"Nur ein Tropfen auf den heißen Stein"
Die Regierung setzt große Hoffnungen auf die tierischen Mitarbeiter. Deshalb wird das Aussetzen groß inszeniert. Jede der 500 Schildkröten soll pro Tag etwa 100 Gramm totes Fleisch aus dem Wasser herausfischen. Doch alleine werden die Tiere es nicht schaffen, den Fluss sauber zu bekommen. "Wir wissen auch, dass das nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Wir setzen zweimal pro Jahr Schildkröten aus. Es müssten noch viel mehr sein", sagt Animesh Talukdar.
Das Wasser ist nicht nur von Leichenteilen verunreinigt. Es gibt kaum Kläranlagen und die Industrie tut ein übriges, um aus dem heiligen Ganges eine trübe Brühe zu machen. Wie lange die Schildkröten hier überleben können, wollen die Wissenschaftler in den kommenden Jahren erforschen. Ausreichend Futter sollten die Tiere rund um die Einäscherungsstellen zumindest finden.
Autor: Peter Gerhardt, ARD-Studio Neu Delhi
Stand: 02.08.2019 05:01 Uhr
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