SENDETERMIN So., 29.09.24 | 23:35 Uhr | Das Erste

Druckfrisch-Musiker des Monats: Einstürzende Neubauten

Druckfrisch-Musiker des Monats: Einstürzende Neubauten  | Video verfügbar bis 29.09.2029 | Bild: ARD

Hoher Besuch diesmal im 90 Sekunden-Musik-Slot von "druckfrisch". Die Einstürzenden Neubauten haben extra für die Sendung eine Kurzfassung ihres "Ohrwurms" "Everything Will Be Fine" samt Anfang und Ende arrangiert und auf den Punkt während ihrer aktuellen Tour irgendwo zwischen Muffathalle und Elbphilharmonie abgeliefert. Es ist eine phänomenale Tour, auf der Blixa sich im Dreiteiler samt Stock zwar angemessen schlecht gelaunt, aber energiegeladen wie lange nicht präsentiert. Außerdem hat die Band im 44. Jahr ihres Bestehens im Handstreich das Problem gelöst, wie man auf der Bühne in Würde altern kann: Kein einziger Song in der Show ist älter als das Jahrtausend. Blixa gibt nicht mehr "das letzte Biest“, sondern singt erhaben davon, dass ihn sieben Schrauben zusammenhalten und Alexander Hacke (nein nicht der von der folgenden Bestsellerliste) im Muskelhemd am Wummer-Bass ist fit wie nie.

Begonnen hatte die Sendung mit einem echten Brett: Dem auch als "Teenage Wastland" bekannten Song "Baba O’Riley" der Who, der noch älter ist als die Einstürzenden Neubauten und in unserem Intro in einer gitarrenharten Panorama-Version von Pearl Jam zum Allerbesten gegeben wird. Es sind jene Brat-Gitarren, die seit eh und je und unwillkürlich ein eigenartiges sehnsüchtiges Gefühl in den Hörern (ja auch den *innen) erzeugen. Wir sind ergriffen, wenn auch mit schlechtem Gewissen. Vieles wäre mitzugröhlen davon.

Dann Freddie Quinn, der wirklich in 22 Jahren "druckfrisch" noch nie auf der Liste stand und jetzt für alle die singt, die sich angesichts der aktuellen Wahlergebnisse auf ein "weißes Schiff nach Hongkong" träumen. Ein Song zum Film aus dem Jahre 1959, als so etwas noch ganz naturgesetzlich zur Nummer 1 in Deutschland wurde. Fremde Welten und doch herzergreifend.

Nach der Liste rollt dann der "Freight Train" heran. Dargeboten von einer gewissen Elisabeth Cotten, deren Geburtstag weit zurück an einem Januartag im späten 19. Jahrhundert liegt. Erst im Rentenalter wurde sie als Bluesmusikerin entdeckt. Pete Seeger oder die Grateful Dead coverten ihre Lieder. Ein eigener Fingerpicking-Stil ist nach ihr benannt ("Cotten Style"). Ihren Gesang kann man ungestraft als "eindrücklich" bezeichnen. Den "Freight Train" will sie mit 12 Jahren geschrieben haben, das war dann ungefähr im Jahre 1904, genau 118 Jahre bevor sie posthum in die "Rock and Roll Hall of Fame" aufgenommen wurde. Bis zu ihrem Tod mit 92 Jahren stand sie auf der Bühne (siehe oben unter Einstürzende Neubauten, die dementsprechend noch einiges vor sich haben).

Es ist die Sendung der großen Jahreszahlen. "The Sons Of The Pioneers" traten sogar schon 1933 zum ersten Mal auf … und Achtung: Sie existieren als Western-Musik-Gesangestruppe bis heute, wenngleich keines der ursprünglichen Mitglieder mehr dabei ist. Mit 91 Jahren Bühnenpräsenz überflügeln sie damit sowohl Elisabeth Cotten (80 Jahre), die Einstürzenden Neubauten (44 Jahre) und "druckfrisch" (bald 22 Jahre). Der Titel der Sons Songs lautet "O Bury Me Not In The Lone Prairie" und gilt für alle, auch für Regisseure, die den Bahndamm auf Krücken der Sonne entgegen humpeln.

Andy Ammer

TitelInterpret

Stand: 29.09.2024 17:22 Uhr

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