So., 17.11.24 | 23:05 Uhr
Das Erste
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Boykottaufruf gegen israelische Kulturinstitutionen
Das Internationale Palästinensische Literaturfestival hat Ende Oktober 2024 zum Boykott gegen israelische Verlage und Kulturinstitutionen aufgerufen. Mehr als 6.000 Autorinnen und Autoren haben bereits unterschrieben. Sie verpflichten sich, nicht mit "israelischen Kultureinrichtungen zusammenzuarbeiten, die sich an der überwältigenden Unterdrückung der Palästinenser mitschuldig gemacht oder diese stillschweigend beobachtet haben". Sally Rooney und Annie Ernaux gehören zu den Unterzeichnerinnen, beide sind für ihre pro-palästinensische Haltung bekannt. Rooney verweigert seit 2021 die Übersetzung ihrer Bücher ins Hebräische. "ttt" spricht mit israelischen SchriftstellerInnen und LektorInnen über diesen Boykott.
Autorin: Petra Dorrmann
KI und Künstler
"Money Money Money" sangen einst die Vier von ABBA – nicht ahnend, dass einmal Künstliche Intelligenz sich dieses Songs – und so vieler anderer – annehmen und sie täuschend ähnlich reproduzieren könnte. KI erobert die Welt, verändert schon jetzt unsere Kultur und geht auf Kosten der Kreativen, an deren Werken KI-Konzerne wie OpenAI ihre Software trainieren – ohne dafür zu bezahlen. Gegen die unlizensierte Verwendung künstlerischer Werke zum Anlernen der KI, also den systematischen Diebstahl an den Urhebern protestieren in einem offenen Brief an OpenAI jetzt Tausende Künstler, darunter das ABBA-Mastermind Björn Ulvaeus. Es geht um viel Geld – und um ethische Fragen: Was macht Künstliche Intelligenz mit von Menschen geschaffenen Werken? Und: Was verlieren wir, wenn wir uns an die von Algorithmen geschaffenen Surrogate gewöhnen und an die digitalen Avatare der Stars, die im wirklichen Leben längst aufgehört haben zu leuchten?
Autor: Andreas Lueg
Jamel – Wie ein Ehepaar mit Musik gegen Rechtsextreme in ihrem Dorf kämpft
Die Toten Hosen, Herbert Grönemeyer, Die Fantastischen Vier, Kraftklub, Die Ärzte…: Sie alle waren schon hier – in Jamel, einem 38-Seelen-Dorf in Mecklenburg. Dem "Nazidorf". Als solches wurde Jamel bundesweit bekannt, seit in den 90ern Jahren gezielt sogenannte "völkische Siedler" hierherzogen. Doch in Jamel lebt auch das Künstlerehepaar Birgit und Horst Lohmeyer. Seit 2007 veranstalten sie jeden Sommer das Musik-Festival "Jamel rockt den Förster": Um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen, aber auch, weil sie wissen, dass Öffentlichkeit in dieser Umgebung für sie eine Art Lebensversicherung ist. Der Filmemacher Martin Groß hat die Lohmeyers und ihr Festival seit 2015 begleitet und erzählt in seiner Dokumentation "Jamel – Lauter Widerstand" vom Kampf eines leisen Ehepaars – und der Kraft lauter Musik.
Autor: Tim Evers
"Konklave" – Oscarpreisträger Edward Bergers neuer Film über die Papstwahl
Wenn der Papst stirbt, dann kommen 120 wahlberechtigte Kardinäle aus aller Welt nach Rom und schließen sich in die Sixtinische Kapelle ein, um aus ihrer Mitte einen neuen Papst zu wählen. Kontakt zur Außenwelt ist nicht erlaubt, denn nur ihr Glaube, Gottes Hilfe und die inspiratorische Kraft des Heiligen Geistes soll ihnen auf ihrem Weg zur richtigen Entscheidung beistehen. Das kann Tage oder Wochen dauern – eine Papstwahl hat schon mal 3 Jahre gedauert ... Edward Bergers Film aber zeigt, was in der Kapelle wirklich vorgeht: Ein intriganter Machtkampf um Kirchenpolitik. Die Romanvorlage für diesen Politthriller hat der britische Bestseller-Autor Robert Harris geschrieben. "ttt" hat sich den Film angeschaut und Oscarpreisträger Edward Berger zum Interview getroffen.
Autor: Ulf Kalkreuth
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