Enzo Brandner – Kamera
Sie wurden in Klagenfurt geboren, drehen Kinofilme, TV-Filme und -Serien und Musikvideos und haben als Dokumentarfilmer die Welt bereist. In welchem Genre fühlen Sie sich am meisten zu Hause? An welchen Orten fühlen Sie sich Zuhause?
Ich fühle mich in den Genres Spielfilme im Kino- und TV-Bereich zuhause, jedoch gute Dokumentarfilmkonzepte lassen mein Herz höherschlagen. Bei den Spielfilmen kann ich gestalten, bei Dokumentarfilmen kann ich Bestehendes beobachten und einfangen. Ich mag diese Mischung aus beidem, weil es mir in jedem Genre hilft Drehbücher gut umzusetzen.
2001 waren Sie für den Film „Tirana Year Zero“ bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig nominiert. Wie war es für Sie, für „Der Tod kommt nach Venedig“ in die Stadt zurückzukehren?
Die Filmfestspiele in Venedig waren ein unvergessliches Erlebnis. Ich bin jedoch inzwischen privat mehrmals in Venedig gewesen. Ich mag diese Stadt, auch wenn sie mit Touristenanstürmen zu kämpfen hat. Die Stadt hat ein sehr altes und sensibles Herz, das durch ihre wundervolle magische Ansicht immer jung bleiben wird.
Die engen Kanäle der Serenissima, die Verfolgungsjagden in venezianischen Gässchen, die Hühner in Lukas‘ Wohnung, der Trubel und die Museums-Katakomben in Wien – was waren für Sie die besonderen Herausforderungen beim Dreh in beiden Metropolen?
In Wien zu drehen, ist wie ein Heimspiel zu spielen, da ich ja dort lebe. Trotzdem gab es besondere Motive, die wir zuvor nicht betreten durften, wie z.B. das Depot des Mumok – da mussten wir aus Sicherheitsgründen mit reduziertem Equipment drehen.
In Venedig war die Herausforderung eher logistisch. Es gibt keine rollenden Wägen, in denen das Equipment zum Set transportiert wurde, kein Be-und Entladen von LKWs. Alles wird in Venedig mit Booten herangekarrt, muss gehoben und getragen werden. Die Equipmentboote unterliegen nochmal den Gesetzen der Natur wie Ebbe und Flut, man konnte nicht zu jeder Tageszeit mit den Booten zum Set fahren, weil sie sonst unter Umständen nicht mehr unter den Brücken durchgekommen wären. Aber hier hat uns die italienische Crew durch ihre Erfahrungen gut durchgeleitet.
In den Wohnungen und Palazzi in Venedig zu drehen, ist besonders schön. Man hat Jahrhundert alte Patina, es gibt keine geraden Wände, alles lebt von der alten Struktur. Das haben wir mit der Umsetzung von Kameraperspektiven und Lichtgestaltung besonders herausgearbeitet. Die Gassen sind in der Nacht sehr spärlich beleuchtet. Wir haben sie in ihrem Stimmungscharakter studiert, und eigentlich nur ein wenig in der Lichtintensität verstärkt, um sie gut belichten zu können. Wir haben alles mit akkubetriebene Lampen gemacht, da Elektrizität und Kabel legen in Venedig nicht so handzuhaben ist wie zum Beispiel eine trockene Straße in Wien.
Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit der italienisch-österreichisch-deutschen Crew erlebt?
Die Zusammenarbeit der Teams war wunderbar. Ich drehe grundsätzlich sehr gerne mit gemischten und internationalen Teams. Dadurch entsteht eine eigene Kraft, die sehr viel positive Überraschungen mit sich bringt. Ich mag Sprachen, und bei gemischten Teams entsteht dadurch ein eigener Charme.
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