Fragen an: Louise Peterhoff (Rolle „Gloria“)
Frau Peterhoff, was war Ihr erster Gedanke, als Sie das Drehbuch gelesen haben?
PETERHOFF: Als ich das Drehbuch gelesen habe, war mein erster Gedanke, dass es mich körperlich sehr getroffen hat. Ich wurde wirklich in die Geschichte hineingezogen und ich konnte die Gefühle spüren, die die Figuren durchleben. Und dann war ich auch sehr beeindruckt von dem Drehbuch. Ich bin privat eng mit Rakel Wärmländer, der Drehbuchautorin und Rolle „Ebba“, befreundet, weswegen ich bereits vor Jahren von diesem Projekt gehört hatte. Mich hat es sehr beeindruckt zu sehen, wie sich das Projekt entwickelt hat und wie sie es geschafft hat, diese super komplexe Serie zu erschaffen. Ich war auch sehr beeindruckt von der Komplexität und den Charakteren, von der Dynamik und der Psychologie, die sich in der Serie entwickelt.
Die Serie zeigt, wie sich das Leben von einer Sekunde auf die andere verändern kann. Wie viel persönliche Erfahrung steckt in Ihrer Rolle?
PETERHOFF: Ich versuche immer, so viel wie möglich aus meinem persönlichen Leben in meine Rollen einfließen zu lassen. Ich bin selbst Mutter und kann mich sehr gut mit den Sorgen um die eige nen Kinder identifizieren. Die Angst, die eigenen Kinder nicht beschützen zu können, ist überwältigend. Ich habe eine Tochter im Teenageralter und es ist für mich sehr schwer, sie loszulassen, sie ihr eigenes Leben leben zu lassen und zuzusehen, wie sie ihre eigenen Fehler macht und trotzdem immer für sie da zu sein. Was in der Serie passiert, ist ein Albtraum, denn es ist genau das, wovor man Angst hat, wenn man sich um seine Kinder sorgt.
Was hat Sie an Gloria am meisten gereizt? Welche Eigenschaften Ihrer Rolle finden Sie vielleicht auch bei sich selbst wieder?
PETERHOFF: Die Rolle der Gloria hat mir sehr gut gefallen, sie hat viele Schwächen und das macht sie sehr menschlich und ich liebe es, genau das darzustellen. Mein Herz fließt ganz in diese Figur. Sie hat eine Seite, die ich, glaube ich, persönlich nicht nachvollziehen kann, sie sehnt sich wirklich nach Zugehörigkeit und nach Bestätigung und danach, geliebt zu werden. Und das gepaart mit der Tatsache, dass sie ein bisschen feige ist. Diese beiden Seiten, die Sehnsucht und die Feigheit in manchen Momenten, bringen sie manchmal dazu, schlechte Entscheidungen zu treffen, wodurch sie in dieser verzwickten Situation landet. Aber was ich an ihr liebe, ist, dass sie immer weitermacht. Sie geht weiter und weiter. Außerdem ist sie sehr charmant, sie hat diese Energie. Ich glaube, wenn man in ihrer Nähe ist, erhellt sie den Raum. Die Party ist dort, wo Gloria ist.
Die Freundschaft von Ebba, My und Gloria wird in der Serie auf eine harte Probe gestellt. Wie hat sich die Beziehung der drei Freundinnen im Laufe der Serie verändert?
PETERHOFF: Die Frage nach der Beziehung der drei Freundinnen ist interessant, da sie sich wirklich in der Serie verändert. Am Anfang sieht es nach einer sehr guten Beziehung zwischen den drei Müttern aus. Durch die Situation, in die sie gebracht werden, entsteht großer Druck. Und es wird in der Serie sehr deutlich, wie schwer es bei all dem Stress ist, eine Art Verbindung zu seinem inneren oder tieferen Selbst aufrechtzuerhalten, weil man anfängt, Dinge aus einem anderen Blickwinkel heraus zu tun, die vielleicht nicht mit den eigenen Werten übereinstimmen. Das wirkt sich natürlich stark auf diese Freundschaft aus. Manchmal, wenn ich diese Serie sehe, denke ich: Wie gut waren die von Anfang an befreundet und welche Freundschaft kann diesen Druck überleben? Das ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann, aber ich denke, es ist eine gute Frage, die die Serie stellt. Was ist eine gute Freundschaft, was sind meine Werte und wie möchte ich handeln?
Was macht für Sie persönlich eine tiefe Freundschaft aus?
PETERHOFF: Tiefe Freundschaft bedeutet für mich persönlich, dass ich mich bei Menschen sicher fühle. Denn wenn ich mich sicher fühle, habe ich keine Angst und bin nicht gestresst, und dann kann ich näher an dem sein, was ich bin. Für mich ist ein Freund jemand, bei dem ich mich sicher fühle und dem ich vertraue, und vielleicht ist der Humor, den wir teilen, sogar noch wichtiger. Denn Humor kann einen durch alles hindurchbringen.
Was hoffen Sie, dass das Publikum von der Serie mitnehmen wird?
PETERHOFF: Ich denke, was die Zuschauer:innen aus der Serie mitnehmen können, ist, dass sie sich bewusst werden, was sie haben, weil es einem in einer Sekunde weggenommen werden kann. Aber auch, wer man sein will und was die eigenen Werte sind. Es gibt einen schwedischen Autor, der sagt: „Es ist nicht leicht, ein Mensch zu sein“.
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