Fragen an: Sofia Helin (Rolle „My)
Was war Ihr erster Gedanke, als Sie das Drehbuch gelesen haben?
HELIN: Ich habe mich sofort in die Geschichte hineingezogen gefühlt, denn die Situation können alle Eltern oder Freunde nachempfinden. Außerdem wusste ich eine ganze Menge über die reale Situation hinter der Geschichte, da ich sowohl die Autorin als auch die Regisseurin von früher kannte. Freundschaft, Mutterschaft und der Umgang mit den schwierigsten Situationen im Leben halten mein Interesse wach.
Frau Helin, als Sie zehn Jahre alt waren, starb Ihr Bruder bei einem Autounfall. Inwiefern haben Ihre eigenen Erfahrungen Ihre Perspektive auf die Rolle beeinflusst? Was nehmen Sie selbst für sich aus der Zeit mit, in der Sie die Rolle von My verkörpert haben?
HELIN: Natürlich konnte ich mich auf die Geschichte beziehen und die Situation mit dem vergleichen, was der Unfall meiner Familie angetan hat. Das Hauptthema meiner Figur in dieser Serie hat jedoch nicht so sehr mit meiner eigenen Geschichte zu tun, abgesehen von dem Unfall. Der Kampf, den My in dieser Serie durchmacht, hat mehr damit zu tun, sich einer Familie zugehörig zu fühlen, mit der man nicht durch Blut, sondern durch Fürsorge verbunden ist. Wenn einer Familie das Schlimmste widerfährt, zeigt sich, was wirklich hinter der sozialen Schranke steckt. Was ist ein Elternteil? Ist es die Person, die sich um dich kümmert, oder die Person, die dir das Leben geschenkt hat? Was ist Freundschaft und wie viel kann sie aushalten?
Was hat Sie an My am meisten gereizt? Welche Eigenschaften Ihrer Rolle finden Sie vielleicht auch in sich selbst wieder?
HELIN: Ich fühlte mich zu dem ganzen Projekt hingezogen. Zu Sofia Jupither, die ich als Regisseurin sehr schätze, und zu den anderen Schauspieler:innen. Und das Thema an sich hat mich sehr interessiert. Das ist eine Geschichte, die ich selbst gerne sehen würde. Meine Figur kämpft mit ihrer Zugehörigkeit, und ich glaube, das ist etwas, das viele Menschen nachvollziehen können. Ich kann auch nachvollziehen, dass man wütend wird, wenn man eigentlich traurig ist. Das ist eine menschliche Art der Lebensbewältigung, die viele Missverständnisse hervorruft – man muss sich nur die Welt ansehen.
Die Freundschaft von Ebba, My und Gloria wird in der Serie auf eine harte Probe gestellt. Wie hat sich die Beziehung der drei Freundinnen im Laufe der Serie verändert?
HELIN: Der hohe Druck, der auf der Freundschaft lastet, macht sie aber auch interessant und komplex. Wir drei Schauspielerinnen hatten eine wunderbare Zeit bei den Dreharbeiten!
Was macht für Sie persönlich eine tiefe Freundschaft aus?
HELIN: Freundschaft ist etwas, das genährt werden muss, um zu bestehen. Man muss dazu in der Lage sein, sich gegenseitig zu widersprechen und zu verzeihen, wie in jeder anderen Beziehung auch. Es ist leicht zu denken, dass Freundschaft einfach und nett sein sollte. Ich habe irgendwo gelesen, dass der einzige Sinn einer Freundschaft darin besteht, die Seele des anderen zu vertiefen. Das ist das Schöne an einer Freundschaft, dass es keinen anderen Sinn gibt, als sich zu treffen, dass man keine Verantwortung übernehmen muss, außer dass man die Gesellschaft des anderen mag. Ich habe jedoch festgestellt, dass Freundschaften, die auf die Probe gestellt werden und anscheinend trotzdem halten, sich auf eine sehr schöne Weise vertiefen. Dann will man sich natürlich umeinander kümmern, egal was passiert.
Was hoffen Sie, dass das Publikum aus der Serie mitnehmen wird?
HELIN: Es ist eine Serie, die man sich gemeinsam mit der Familie und Freunden ansehen sollte, um danach ein langes und tiefes Gespräch am Esstisch zu führen. Sie lässt Fragen unbeantwortet und Themen offen, über die man nachdenken kann. Sie hinterlässt vielleicht das Gefühl, dass man die Liebe, die man für andere hat, teilen sollte, solange man noch kann.
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