»Meine gesamte Familie wohnt im Hohen Norden. An den Weihnachtstagen kann man endlich mal alle auf einem Haufen erleben: von meiner lieben Oma Betty über die ganzen neugeborenen Familienmitglieder bis hin zum Beagle Götz. Alle kommen zusammen und alle reden durcheinander. Ich liebe es! Meine Tante Maria kocht an Heiligabend ein Gericht, das man vermutlich nur im Norden kennt. Es heißt Speck und Klüten (Mehlklöße) und besteht aus einer Platte mit gepökeltem Rindfleisch und Würsten, dazu gibt es Möhren, Steckrüben und Klüten. Das Ganze wird abgerundet mit einer Jüchen, einer feinen Buttersoße, und mit Senf. Niemand kann das Essen so zubereiten wie meine Tante und es schmeckt auch nur an Weihnachten so ganz besonders. Zu Weihnachten bin ich ein Mensch der Rituale. In mir breitet sich ein warmes Gefühl des Zuhause-Seins aus, weil sich über die Jahre familiäre Bräuche entwickelt haben. Ein sehr weit verbreitetes Ritual ist, dass wir alle gemeinsam singen. Dass die meisten Familienmitglie - der absolut unmusikalisch sind, tut der ganzen Singerei keinen Abbruch. Es klingt furchtbar, macht aber sehr viel Spaß. Es kommt auch immer mal wieder ein Musikinstrument hinzu, das keiner spielen kann. Egal! Geschenke gibt es erst nach der letzten Strophe „Oh Tannenbaum“. So will es der Brauch. Die Bescherung dauert dann meist bis tief in die Nacht. Nicht weil es so viele Geschenke gibt, sondern weil um die Pakete gewürfelt wird. Bei einer sechs und einer eins darf man ein Paket aussuchen und es dem Empfänger überreichen. Das Geschenk wird dann von allen begutachtet und dann wird ein Schnaps getrunken. Das kann dauern! Am zweiten Weihnachtsfeiertag bekochen dann die inzwischen erwachsenen Kinder die Eltern. Alle Cousinen und Cousins kommen zusammen und stehen einen Tag lang in der Küche. Wir wählen immer Rezepte aus einem bestimmten Land und reisen dann kulinarisch dorthin. Beim Gemüseschnippeln mit der Cousine, die man lange nicht gesehen hat, das Jahr Revue passieren zu lassen, ist einer meiner liebsten Momente an Weihnachten.«
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