Gespräch mit Marco Heyse
Tiertrainer für Film und Fernsehen und Tierpfleger
Herr Heise, worauf muss man achten, wenn man mit so vielen Tieren wie in der „Nord bei Nordwest“-Folge „Wilde Hunde“ arbeitet?
Inklusive Hauke Jacobs’ Hund Holly waren bei dieser Folge 15 Hunde im Einsatz. Die Hälfte davon waren „Darsteller“ – Tiere, mit denen ich regelmäßig arbeite und von denen ich weiß, dass sie am Filmset funktionieren. Die andere Hälfte bestand aus „Komparsen“ – Hunden, die bislang selten für Dreharbeiten engagiert wurden und die wir ausgeliehen haben. Als Tiertrainer für Film und Fernsehen muss ich wissen, welcher Hund sich für welche Szene eignet. Bei „Wilde Hunde“ hieß das zum Beispiel: Welcher eignet sich dafür, die Buletten zu fangen, welcher dafür, apathisch auf der Seite zu liegen, als ginge es ihm schlecht, welcher ist ruhig genug, um sich von Jule oder Hauke in der Praxis untersuchen zu lassen. Bei 13 Hunden brauchten wir Tiere, die unkompliziert miteinander umgehen, die sich nicht streiten, nicht anknurren oder in den Leinen verfangen, und solche, die zum Beispiel gelassen bleiben und nicht nach oben blinzeln, wenn eine Ton-Angel über ihnen schwebt.
Worin lag für Sie die größte Herausforderung?
So viele Hunde bedeuten zunächst eine logistische Herausforderung. Wir betreuen sie den ganzen Tag über intensiv am Set und in den Pausen, wir bereiten sie auf ihre Einsätze vor und achten darauf, dass sie so reagieren, wie es das Drehbuch vorsieht. Abends bringen wir sie zurück zu ihren Besitzern oder zu uns. Das Entscheidende bei diesen Dreharbeiten war, die Tiere so zusammenzustellen, dass sie und die Schauspieler sich in den gemeinsamen Filmszenen wohlfühlten und keine Unruhe entstand. Es geht nicht nur darum, dass Tiere am Set funktionieren. Man muss sie bei Laune halten, denn auch sie sollen Freude an der Arbeit haben und motiviert bleiben. Bewegen sich zum Beispiel die Barthaare eines Hundes, muss ich als Tiertrainer erkennen, ob er nur etwas in der Nase hat oder ob ihm etwas nicht gefällt. Hilfreich ist es, wenn die Schauspieler keine Berührungsängste mit Tieren haben, wie etwa Marleen Lohse oder Hinnerk Schönemann. Hinnerk und sein Langhaarweimeraner Holly sind ja inzwischen ein total eingespieltes Team.
Wie viele Tiere haben Sie und mit welchen arbeiten Sie am liebsten?
In meiner Filmtierschule leben 150 Tiere, darunter Hunde, Enten, Hühner, Katzen, Schweine, Ziegen, Füchse, Waschbären und Schafe. Mit wem ich am liebs - ten arbeite, kann ich nicht eindeutig beantworten. Das hängt auch von dem jeweiligen Filmprojekt ab. Momentan bin ich zum Beispiel in Kroatien bei einer Filmproduktion mit zwei Ziegen im Einsatz. Die sind pfiffig, die Arbeit mit ihnen macht Spaß. Das Arbeiten mit Hunden ist relativ einfach. Raben dagegen müssen Kameraerfahrung haben und keine Angst vor einer Ton-Angel. Sensibilität ist auch bei der Filmarbeit mit Fischen und Insekten gefragt. In der Hektik kann es schon mal pas - sieren, dass jemand aus einem Filmteam nach Dreharbeiten Fische einfach von einem Becken in ein anderes umkippt, anstatt das Wasser anzugleichen. Das tut den Fischen gar nicht gut.
Gibt es Tiere, mit denen sie gar nicht zusammenarbeiten möchten?
Ich arbeite nicht mit Menschenaffen und Großkatzen, weil man diese meiner Meinung nach nicht so halten kann, dass sie ein ausgeglichenes Leben führen können.
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