Fragen an Elena Uhlig

Sophie (Elena Uhlig) überrascht einen Einbrecher in der Kapelle.
Sophie überrascht einen Einbrecher in der Kapelle. | Bild: ARD Degeto / Marc Reimann

Sie haben ja kurzfristig die Rolle der Sophie Böhmler übernommen und betraten damit Neuland. Wie haben Sie sich auf diese beliebte und etablierte Rolle vorbereitet?

Das war wirklich wahnsinnig kurzfristig. Ich hatte nur eine Woche Vorbereitungszeit, habe mir ein paar Filme aus der Reihe angeschaut und dann entschieden, dass ich aus dem Bauch heraus spiele. Natürlich bin ich ein anderer Typ und kann Aglaia Szyszkowitz nicht ersetzen, ich habe einfach mein eigenes Ding gemacht und versucht, das Beste daraus zu machen. Ich bin ja nicht mit der Einstellung zum Drehen gekommen, jetzt machen wir alles neu. Ich glaube, alle haben sich gefreut, dass es weitergeht, denn wenn jemand so kurzfristig ausfällt, kann schon mal die ganze Produktion wackeln. Und ich hatte das große Glück, wirklich tolle Kollegen und Kolleginnen zu haben, die mich aufgefangen haben.

Wie war denn die Chemie zwischen Ihrem Film-Widersacher Friedrich von Thun und Ihrer Film-Tochter Carolin Garnier?

Friedrich von Thun ist ein wunderbarer Schauspieler und hat mich unter seine Fittiche genommen. Ich denke, das Wichtigste ist, sich gegenseitig zuzuhören. Meine Devise war, wir drehen einfach miteinander und gucken, dass wir in unser Spiel reinfinden – es hat großen Spaß gemacht. Mit Carolin habe ich mich vorher privat getroffen, und es war total nett. Erst war ich ein bisschen aufgeregt, weil sie ja auch schon länger dabei ist, aber es hat sofort gut funktioniert. Wir mochten uns, hatten keine Berührungsängste, und ich glaube, es gefiel ihr, als ich sagte, sie solle mir dabei helfen, dass wir zwei eine Beziehung aufbauen, denn im Film sind wir ja ein enges Mutter-Tochter-Team.

Was gefällt Ihnen an Sophie besonders gut?

Dass sie ihr Leben in der ganzen Chaotik trotzdem meistert. Und dass sie immer wieder neue Ideen hat, immer wieder anpackt und sich nicht unterkriegen lässt. Das mag ich sehr an ihr. Und dass sie das Herz am rechten Fleck hat und im Grunde ein positiver und freundlicher Mensch ist. Und wenn man sich die Fernsehlandschaft anguckt, ist das eine der wenigen Reihen, bei der nicht gleich am Anfang ein Problem mitspielt. Obwohl – hier gibt’s ja auch Probleme, aber solche, die man anpacken und lösen kann (lacht).

Im Film „Das Blaue vom Himmel“ muss Sophie unerwartet um ihre Rente als ehemalige Stewardess fürchten. Kennen Sie auch die Angst vor Altersarmut?

Ich gehöre zu den Menschen, die jetzt schon an später denken. Aber natürlich kenne ich diese Ängste als Freiberuflerin, seit ich mit diesem Beruf angefangen habe. Die Sorge, kriegt man das hin. Dann immer wieder Ausschau nach dem nächsten Projekt halten und gucken, dass alles hinhaut. Das treibt uns ja auch an. Und man weiß nie, was kommt. Als die Corona-Zeit mit dem Lockdown kam, war ich erst mal total erschrocken. Ich habe zwar vorgesorgt, aber mein Konto ist natürlich nicht so gefüllt, dass ich die nächsten zehn Jahre ohne Arbeit ein Leben als Privatier genießen könnte. Deshalb kenne ich Sophies Sorgen natürlich sehr gut, diese Frage, wie geht’s jetzt weiter?

Das Wunder von Wiesenried bestaunen die unterschiedlichsten Menschen. Was war das Wunderbarste, das Ihnen selbst passiert ist?

Da fällt mir eine Autofahrt vor vielen Jahren von Düsseldorf nach Oberösterreich ein. Kurz vor der Abfahrt hab ich noch meine Ohrringe angesteckt, kleine goldene Kreolen, an denen ich sehr hing. Plötzlich war ein Ohrring weg, und ich konnte ihn nicht mehr finden. Ich fuhr trotzdem mit meinen Kindern los, ging zwischendurch bei einer Raststätte auf die Toilette und hielt dann kurz nach der Grenze gleich an der ersten Raststätte. Mittlerweile war es dunkel, und vom Wagen aus konnte ich mehrere Menschen in einem Auto beobachten, die diskutierten und immer wieder zu uns rüberschauten. Schließlich kam ein Mann zu uns, klopfte an die Scheibe und fragte: „Vermissen Sie etwas“? Ich war total verblüfft und erzählte von meinem Ohrring. Offenbar war er zu Hause wohl irgendwie in meine Kleidung gefallen und hängengeblieben, und auf der ersten Raststätten-Toilette hatte ich ihn dann verloren, aber eine Frau aus der Gruppe hatte ihn gefunden. Sie ist mir noch hinterhergelaufen, aber ich bin schon weitergefahren. Und durch Zufall halten wir dann an derselben Raststätte in Österreich, und sie gaben mir meinen vermissten Ohrring. Schon schräg, oder?

In „Kuhhandel“ erleidet Sophie einen Unfall und ist eine Zeitlang auf den Rollstuhl angewiesen. Wie groß war die Herausforderung, so bandagiert und eingeschient zu spielen?

Das war wirklich extrem, eine große Herausforderung, vor allem, weil es während der Dreharbeiten auch sehr heiß war. Es war körperlich anstrengend, abends hatte ich einen ganz steifen Rücken. Aber die ganzen Erfahrungen, im Rollstuhl zu spielen, haben mich sehr nachdenklich gemacht. Seitdem helfe ich tatsächlich Menschen mit Beeinträchtigung mehr. Ich bin aufmerksamer geworden, frage sie, ob ich was für sie tun kann. In dem Film habe ich außerdem mit einem ganz tollen Kollegen gedreht, Daniel Rodic, der den Paul spielt. Durch einen Unfall saß Daniel selber im Rollstuhl und hat sich bis heute zurückkämpft. Seine Stärke und seine Willenskraft habe ich sehr bewundert.

Auch mit ihrer körperlichen Einschränkung möchte Sophie am liebsten noch alles selbst erledigen. Wie geduldig sind Sie als Patientin?

So mittel, glaube ich. Gott sei Dank habe ich mir aber noch nie etwas gebrochen und war auch noch nie wie Sophie auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen.

Loslassen und andere einfach die Aufgaben machen lassen, ist nicht so Sophies Ding. Sie mischt sich gern in alles ein. Wie gut können Sie loslassen?

Ich kann auch nicht so gut loslassen. Ich bin eher ein Kopfmensch und möchte die Sachen unter Kontrolle haben. Aber gerade dann entgleiten sie einem am meisten, und da muss man ja einfach loslassen.

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