»Carolin schämt sich für ihre Familie. Für ihre Herkunft aus St. Pauli. Sie hat eine Stiftung gegründet, die Musiktalente in aller Welt fördert. Aber das Geld dafür stammt aus den Bordellgeschäften ihres Vaters. Carolin behauptet eine Emanzipation und Unabhängigkeit, die sie nicht lebt. Warum schafft sie nicht den Absprung? Weil sie nur an der Oberfläche kratzt und sich nicht die Mühe macht, die Prozesse ihres Clans zu verstehen. Sie nimmt eine Abwehrhaltung ein und verstrickt sich dadurch immer tiefer. Ich habe mich in die Figur hineingedacht und mir vorgestellt, dass Carolin von Kindesbeinen an eine Außenseiterin gewesen ist, dass sie sich minderwertig gefühlt hat. Ihre Mitschüler wussten schon immer, was die Familie macht, aus der sie kommt. Und zu ihrem Bruder, dem Stammhalter des Kiezbarons, stand sie von klein auf in Konkurrenz. Im Grunde ihres Herzens sucht sie nach der Anerkennung ihres Vaters. Das ist ihr Dilemma.«
»Die Rolle der Katharina Vanas war in diesem Jahr ein Glücksfall für mich. Das Drehbuch von Georg Lippert ist ein großer Wurf, der die Nebenfiguren zu Ende erzählt und den Schauspielern zwischen den Zeilen viel Raum lässt. Das Thema dieses „Tatorts“ ist auch der ‚Generationenwechsel‘ auf dem Kiez. Katharinas große Liebe Lübke hat diesen Wechsel nicht vollzogen, während sie selbst sich zumindest der Prostitution entziehen konnte. Ihre Beziehung zu ihm ist vergleichbar mit der zu einem Rottweiler, den man streicheln will. Die Sehnsucht nach eigenem Leben und materieller Unabhängigkeit versucht sie als Kneipenbesitzerin umzusetzen. Am liebsten an der Seite von Lübke. Der Drehort war mir schon durch meine Rolle in Fatih Akins Kinofilm „Der goldene Handschuh“ vertraut. Ein Ort, an dem Katharina all den geschundenen Seelen eine Heimat geben möchte. Für mich ist sie eine starke Frau. Sichtbar in der Begegnung mit Falke, den sie schon als jungen Mann kannte. Der Wunsch nach Respekt, Anerkennung, und Wertschätzung spiegelt sich hier wider. All das, wonach Katharina sich sehnt, wurde mir vom ersten Augenblick an durch die junge und gnadenlos begabte Regisseurin Mia Spengler zu Teil. Am Ende ist das Thema ‚Generationenwechsel‘ ein persönliches: Du kommst ans Set und plötzlich sind die Regisseurinnen und Regisseure halb so alt wie du.«
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