Statement von José Barros

Macht sich Vorwürfe: Personenschützer Carlos (José Barros)
Macht sich Vorwürfe: Personenschützer Carlos  | Bild: NDR / Marc Meyerbroeker

Carlos

Carlos gehört zu den Menschen, die man nur beim Vornamen kennt. Er ist weniger Individuum als vielmehr fleischgewordener Funktionsträger. Jedenfalls ist Carlos selbst ganz recht, wenn man ihn so wahrnimmt. Seine Aufgabe ist es, auf Juan aufzupassen, den Sohn eines Diktators. Der braucht Schutz, denn Feinde gibt es genug. Dass Juan Carlos nicht sehr schätzt, den Mann, der ihm auf Schritt und Tritt folgt, versteht Carlos wahrscheinlich sogar selbst. Einmal ist Carlos unvorsichtig und Juan verschwindet. Ein solches Versagen kommt bei seinem Chef nicht gut an. Und es wird immer schlimmer. Carlos wird sogar selbst verdächtig. Er hat ein Motiv. Immer unschärfer wird seine Kontur. Ist er ein verhinderter Künstler? Ist er wirklich ein loyaler Untertan? Auch wenn er immer rätselhafter erscheint: Darüber, wem er dient, macht Carlos sich keine Illusionen. Und auch nicht über seine Zukunft.

Statement von José Barros

»Carlos ist der Schatten, den man nie loswird. Ein Ex-Elitesoldat, kriegserfahren, den nichts aus der Ruhe bringt, so habe ich mir die Figur vorgestellt. Körperlich ist Carlos alles andere als unauffällig, trotzdem bewegt er sich diskret im Hintergrund, um den Schulalltag des Präsidentensohns nicht zu behindern. Die Lehrer sind eingeweiht, die Schüler fragen schon lange nicht mehr, warum dieser Kerl am Internat herumhängt. Nach Dienstschluss flüchtet er sich in die Bücher, in seine Aufzeichnungen und Skizzen. Sein Leben findet in seinem Kopf statt. Zwar genießt er in Deutschland diplomatische Immunität, doch er ist kein freier Mensch, sondern im System gefangen. Mir war es sehr wichtig zu zeigen, dass der Bodyguard auch Liebe und Fürsorge für seinen Schützling empfindet. Dass auch immer Angst mitschwingt, dem Jungen könnte etwas zugestoßen sein. Es gibt schöne Momente zwischen Falke und meiner Figur, in denen sich beide Männer auf Augenhöhe bewegen. Für mich war es ein großes Geschenk, so eng mit Wotan arbeiten zu dürfen. Da der fiktive Staat Orinoca an die reale Militärdiktatur in Venezuela angelehnt ist, habe ich mir im Vorfeld einen venezolanischen Akzent angeeignet. Das hat Monate gedauert, obwohl ich perfekt Spanisch spreche, denn meine Eltern stammen aus Chile. Beim Drehen sprach ich den ganzen Tag über dieses breite SpanischDeutsch mit vielen nasalen Endungen. Eines Morgens begrüßte mich ein Crewmitglied am Set mit den Worten Qué tal? Wie geht’s? Er dachte wohl, ich könnte kein Deutsch, und war total verblüfft, als ich sagte, ja, alles cool und so! Ich bin nun mal im AK Barmbek geboren und ein waschechter Hamburger.«

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