Man antwortet, wenn man gefragt wird, so das zackige Kommando seines Vaters. Und August Finken - berger wird viel gefragt, seit Juan verschwunden ist. Eben noch hat August den politischen Mord als erfolgversprechendes Mittel im Unterricht referiert, jetzt ist er selbst verdächtig. Sein Vater, der Richter ist, hat ihn quasi schon verurteilt: als Schwächling. Der Spitzenjurist kann es kaum ertragen, dass sein Sohn ein unsicherer junger Mann ist und ihm die Zeit stiehlt. Schließlich hat er August doch extra ins Internat gegeben. August ist leicht einzuschüchtern. Er macht, was man ihm sagt, und viele Menschen sagen ihm was. Juan und Hanna brauchen Hilfe bei einem absurden Plan. Carlos holt sich Infor - mationen mit Gewaltandrohung. Augusts Lehrer nimmt Einfluss durch Anerkennung. Am stressigsten ist Kommissar Falke. Dem muss er die schlimmsten Dinge beichten und trotzdem gibt der August keine Erlö - sung. Er fragt immer weiter, bis die Wahrheit ans Licht kommt. Aber das darf auf keinen Fall passieren
»Die Welt von August besteht nur aus Angst. Es ist die Angst, nicht genug zu sein, die ihm von seinem Vater eingeimpft wurde. Der Sohn darf auf keinen Fall versagen, denn ein Misserfolg würde auf den Vater zurückfallen. Diesem unge - heuren Druck kann August kaum standhalten. So schlittert er in eine fast aussichtlose Situation hinein. Ich habe ver - sucht, mit meiner Körperhaltung darzustellen, wie sehr August in der Klemme steckt. Meine Brust war beim Spiel eingesunken, mein Herz nach unten gedrückt. Ich habe die Haltung eingenommen: Egal, wem ich begegne, ich bin niedriger als mein Gegenüber. Wenn ich im Spiel war, kam es zu kleinen Zuckungen im Mundwinkel, was rein intuitiv geschah. Wenn ich in den Vernehmungen schildere, was geschehen ist, fangen meine Lippen an zu bibbern, wie eine Saite, die zu klingen beginnt. Es hat mich viel Energie gekos - tet, ständig meinem Körper mitzuteilen, nein, du spielst jetzt mal nicht jemanden, der selbstbewusst auftritt und sich von der Angst klar distanziert, sondern eine Person, die ihr verfallen ist. Das Internat ist ein Ort voller Möglichkeiten, wobei die Schüler in der Verantwortung stehen, diese zu nutzen. Ich finde, dass meiner Generation alle Türen offen - stehen, aber viele sind damit komplett überfordert. Aus Angst zu versagen, die es nicht nur am Internat gibt. Man muss im Leben lernen, sich zu entscheiden. Ansonsten führt der Weg wie bei August in die Ohnmacht.«
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